Khashoggi-Prozess geht nach Riad
Die Türkei verzichtet auf ein Gerichtsverfahren zum Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi. Es soll an Saudi-Arabien übergeben werden, da die Angeklagten für die Türkei nicht greifbar seien. Menschenrechtsaktivisten schlagen Alarm und befürchten eine Vertuschung des 2018 im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul verübten Verbrechens.
Was Erdoğans Politik stört, muss weg
Die Entscheidung beruht auf politischen Anweisungen aus Ankara, meint der Türkei-Korrespondent der taz, Jürgen Gottschlich:
„So wie die Eröffnung des Prozesses vor zwei Jahren vor allem eine politische Demonstration war, ist auch die Einstellung nun nichts anderes als ein Signal an den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. ... Die Türkei schickt gerade wieder einen Botschafter nach Ägypten, hat sich mit den Golfstaaten ausgesöhnt und will nun auch mit den Saudis wieder ins Geschäft kommen. Erdoğan will in absehbarer Zeit nach Riad reisen, da würde die 'alte Sache' mit Khashoggi nur noch stören.“
Die Türkei braucht arabisches Geld
Erdoğan will mit einem Deal seine angeschlagenen Beziehungen zum saudi-arabischen Königshaus reparieren, vermutet Yetkin Report:
„Falls tatsächlich so ein Deal ausgehandelt wurde, hat er denn neben einem politischen auch einen wirtschaftlichen Nutzen? Vor allem mitten in einer Wirtschaftskrise im Vorfeld von Wahlen. Während hohe Lebenshaltungskosten Geringverdiener und Menschen, die kaum über die Runden kommen, tyrannisieren, dominiert seitens der Partei AKP der Glaube, dass Erdoğan mit Geld, das er im Ausland findet, die Wirtschaft reparieren und damit in 13 Monaten die Wahl gewinnen wird. Dazu gehören auch seine Bemühungen, sich mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Israel zu versöhnen.“