Was folgt auf die Anschläge in Transnistrien?
Anschläge in der Region Transnistrien im Osten der Republik Moldau lassen die Sorge vor einer Ausweitung des Kriegs in der Ukraine wachsen. Am Montag war ein Regierungsgebäude in Tiraspol beschossen worden. Am Dienstag explodierten zwei Radiomasten. Seit 1992 wird Transnistrien von pro-russischen Separatisten kontrolliert. Die Grenze ist rund 40 Kilometer von der ukrainischen Hafenstadt Odessa entfernt. Die Presse ist besorgt.
Bekanntes Schema
Russland könnte die Situation als Vorwand für einen Einmarsch nutzen, warnt der rumänische Dienst der Deutschen Welle:
„Die Republik Moldau ist kraft Verfassung neutral und hat im aktuellen Konflikt von den anderen Staaten, einschließlich Russland verlangt, diesen Status zu respektieren. Russland wird sich jedoch nicht darum scheren und könnte jederzeit die separatistische Region am linken Dnjestr-Ufer anerkennen und dann militärisch eingreifen, so wie es schon mit den separatistischen Republiken Luhansk und Donezk und mit der Invasion vom 24. Februar 2022 getan hat. Und wie es im August 2008 vorging, als es Georgien angriff, nachdem es die Unabhängigkeit Südossetiens anerkannt hatte.“
Putin macht weiter, bis man ihn stoppt
Die russischen Truppen müssen jetzt aufgehalten werden, warnt La Stampa:
„Die mysteriösen Explosionen in Transnistrien werden sowohl von Kyjiw als auch von Chișinău als Versuch Moskaus gewertet, die Republik Moldau in den Strudel des Krieges hineinzuziehen und damit die Gewalt über die Grenzen der Ukraine hinaus auszuweiten. Die einzige Chance, eine Eskalation des Krieges - sowohl innerhalb der Ukraine als auch außerhalb ihrer Grenzen - zu verhindern, besteht darin, Putin zu stoppen. ... Das kann nur gelingen, wenn er diese Phase des Krieges nicht gewinnt. Denn wenn er sie gewinnt, wird es keinen Frieden geben, sondern eine noch gewalttätigere und gefährlichere dritte Phase der Aggression.“
Bukarest wird aktiver werden
wPolityce erwartet eine Änderung der Rolle Rumäniens:
„Die Situation ist äußerst interessant, auch im Hinblick auf die Lage in der Europäischen Union. Die Regierung in Bukarest versuchte, die 'goldene Mitte' zu wahren, indem sie die Verstärkung der Verteidigung der Ostflanke und die Verstärkung der US-Militärpräsenz nachdrücklich befürwortete, sich aber gleichzeitig nicht in die erste Reihe stellte, wenn es darum ging, politische Unterstützung für Kyjiw zu zeigen. Es genügt anzumerken, dass Präsident Klaus Iohannis einer der wenigen europäischen Staatschefs ist, der Kyjiw während des Krieges nicht besucht hat. Aber jetzt könnte sich die Situation ändern.“
Rumänien sollte Moldau unter seine Fittiche nehmen
Die Republik Moldau sollte so schnell wie möglich in den rumänischen Staat eingegliedert werden, fordert der Analyst Stefan Vlaston in Adevărul:
„Die Vereinigung hätte vor längerer Zeit stattfinden müssen, aber der Wunsch der Moldauer und ihrer Anführer nach einem souveränen, unabhängigen Staat war durchaus verständlich. Jetzt sind wir aber in einer Extremsituation. … So könnte das Gebiet der Moldau zu einem Nato-Staat gehören und Nato-Truppen sofort einmarschieren, um es zu schützen. Ein surreales Szenario, sicher. Aber anderenfalls könnten wir gezwungen sein, in Moldau die gleichen Gräueltaten wie in Mariupol, Butscha und anderen Orten zu sehen, die die Welt in Schrecken versetzt haben. Und zigtausende Tote.“
Eingefrorene Konflikte sind eben Zeitbomben
Radio Kommersant FM erinnert daran, wie labil die auf postsowjetischem Gebiet entstandenen Staaten sind:
„Seit dem Zerfall der Sowjetunion haben sich die lokalen Eliten [in Transnistrien] einen eigenen Staat geschaffen. Und sie leben damit bestens: Sie haben die Zusammenarbeit mit Russland, der Ukraine und der Regierung in Chișinău in die Gänge gebracht. Das ist gut so, aber man muss auch einsehen, dass es so ewig nicht weitergehen kann - aus Prinzip: Eingefrorene Konflikte haben die Tendenz, in irgendeiner Form aufzutauen. Sie sind Zeitbomben.“