Wird Belarus Russland militärisch unterstützen?
Seit Wochen wächst international die Sorge, dass Minsk in den Krieg gegen die Ukraine eingreifen könnte. Nach der Ankündigung Putins zur Lieferung atomwaffenfähiger Iskander-Raketen an das Nachbarland betonte Lukaschenka am Montag seine Unterstützung für Russlands Vorgehen in der Ukraine. Großbritannien kündigte bereits neue Sanktionen an. Mit welchen Entwicklungen ist zu rechnen?
Minsk tut, was dem Kreml richtig erscheint
Radio Kommersant FM sieht Belarus kurz vor dem Verlust seiner Souveränität:
„Am 3. Juli [dem Unabhängigkeitstag von Belarus] verkündete Lukaschenka frei heraus: 'Wir sind das einzige Land, dass Russland in der Sonderoperation unterstützt'. Weiter meinte er: 'Wir haben faktisch eine vereinte Armee'. Letztlich stellt sich nicht mehr die Frage, ob es zum endgültigen Anschluss von Weißrussland an die Russische Föderation kommt, sondern nur, wann es passiert und wie es formell gestaltet wird. Da braucht es keine Wetten mehr, hier passt eher ein Gänseblümchen-Orakel: Er liebt mich, er liebt mich nicht. ... Aktuell ist die Konstellation so, dass Außenpolitik, Armee-Aktivitäten und die weißrussische Souveränität nur davon abhängen, was Moskau für angemessen hält.“
Putin wird diese Karte als letzte zücken
Spotmedia bezweifelt, dass Belarus ohne weiteres aktiv in den Krieg einsteigen wird:
„Für Lukaschenka ist eine Invasion ein zweischneidiges Schwert. Ganz gleich, wie sehr er sich seinem Seniorpartner andienen will, wenn er den Einmarschbefehl gibt und seine Truppe nicht gehorcht, dann würde das sein Ende bedeuten. Es ist möglich, dass die Verweigerung zu einem Volksaufstand führt, der ihn von der Macht fegt. Vermutlich weiß Putin das und hat deshalb Lukaschenka nicht gezwungen, sich der Invasion anzuschließen. Eine Revolte in Belarus würde bedeuten, dass Putin seinen letzten Alliierten verliert, den er noch hat. Deshalb wird Putin die Karte, dass sich Belarus am Kriegskarussell beteiligt, als letzte ausspielen.“