Ukraine-Konferenz in Lugano: Blick in die Zukunft
Zwei Tage lang haben sich in der Schweiz Delegierte aus der Ukraine mit internationalen Partnern beraten - auf der ursprünglich zur Korruptionsbekämpfung geplanten Konferenz über den Wiederaufbau des Landes nach dem russischen Angriffskrieg. Kyjiw schätzt den Bedarf auf mindestens 720 Milliarden Euro. In der Luganer Erklärung versprachen mehr als 40 Staaten und internationale Organisationen Hilfe.
Startrampe für eine neue Ukraine
Die Neue Zürcher Zeitung erklärt:
„Wenn die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereits eine nachhaltige, klimaneutrale und korruptionsfreie Ukraine mit gut funktionierenden Institutionen entstehen sieht, dann wirkt das angesichts des Kriegsgeschehens zwar etwas gar ambitiös. Doch von der Leyen hat recht, wenn sie auf die Gründung einer unabhängigen Plattform drängt, die für Transparenz sorgen und die ausländische Hilfe frühzeitig koordinieren soll. … Darum geht es in Lugano. Erfreulicherweise zeigt die ukrainische Regierung mit ihrem an der Konferenz vorgestellten Reformplan auch, dass sie zu Veränderungen bereit ist. … Sie scheint es ernst zu meinen mit Reformen und dem Traum einer neuen Ukraine. Man sollte sie beim Wort nehmen.“
Probleme nicht schönreden
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung dämpft die Erwartungen:
„Selbst in Gebieten, welche die Ukraine zurückerobern konnte, fehlt die Gewähr, dass neue russische Angriffe nicht doch wieder zerstören, was mit westlichem Geld aufgebaut wird. Überhaupt kann heute niemand sagen, welche Teile der Ukraine unabhängig bleiben werden, das setzt der Planung enge Grenzen. Und dass die Ukraine ein grün-demokratisches Musterländle wird, lässt sich leichter in Lugano beschließen als in Kiew durchsetzen. Man darf sich die Probleme mit Korruption und Oligarchen nicht schönreden, westliches Steuergeld sollte nicht in dunklen Kanälen verschwinden.“