Türkei: Ärzte streiken nach Tötung eines Kardiologen
Im türkischen Konya wurde am Mittwoch in einem staatlichen Krankenhaus ein Kardiologe von einem Angehörigen einer verstorbenen Patientin erschossen. Aus Protest legten Ärzte am Donnerstag und Freitag landesweit ihre Arbeit nieder. Sie klagen, dass Gewalt gegen Gesundheitspersonal in der Türkei in den letzten Jahren massiv zugenommen hat. Welche Verantwortung trägt die Politik?
Ankara schützt seine Mediziner nicht
Die Politik trägt eine Mitschuld an dem Vorfall, meint Habertürk:
„Das Problem ist nicht die einzelne Gewalttat, das Problem ist das Klima, das Gewalt anheizt und sie anschließend auch noch rechtfertigt und entschuldigt. ... In den letzten zehn Jahren wurden 110.000 Gewaltakte an Gesundheitspersonal verübt. Und dagegen wurde keine einzige Maßnahmen ergriffen. Ganz im Gegenteil: Die Regierung, die sich seit Jahren für ihr Gesundheitssystem brüstet, erklärt Ärzte mittlerweile zur Zielscheibe, anstatt die Schuld für den Zusammenbruch des Gesundheitssystems auf sich zu nehmen.“
Bloß ein Mord wie viele andere
Dieser Fall wird von der Ärztekammer für politischen Zwecke missbraucht, schimpft die regierungsnahe Sabah:
„In den sozialen Medien werden Kampagnen gestartet, es gibt Streiks. Die Öffentlichkeit ist empört. Es ist normal, dass die Menschen einen Mord aus welchen Gründen auch immer verurteilen, ihre Trauer zum Ausdruck bringen und sensibel sind. Doch da die Debatte über den Fall begleitet wird von leeren Slogans wie 'systematische Ärztefeindlichkeit', 'gebildete Menschen im Visier' und 'Ärztemorde sind politisch', kann sie kaum als gutwillig bezeichnet werden. Wir haben es hier einfach mit einem Mord zu tun. ... Doch man [die Ärztekammer] versucht, die Gesellschaft mit diesem Fall zu polarisieren. “