Was ist von der Euro-Dollar-Parität zu halten?
Der Euro ist so schwach wie seit zwanzig Jahren nicht mehr. Diese Woche ist er auf den Kurs von einem US-Dollar gefallen. Den Tauchgang der Währung erklären Ökonomen mit den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und dem Kampf gegen die Inflation. Kommentatoren beobachten die Entwicklung aus verschiedenen Perspektiven.
Talsohle noch nicht erreicht
Der deutliche Rückgang des Euro gegenüber dem Dollar wird sich fortsetzen und die Eins-zu-Eins-Grenze durchbrechen, glaubt Denník N:
„Erstens werden die US-Zinsen schneller und höher steigen als die der Eurozone. Zweitens werden steigende Zinsen die Kosten für den Schuldendienst der hoch verschuldeten Länder Italien, Griechenland und Spanien erhöhen. Drittens werden die hohen Preise importierter Energie die Zahlungsbilanz der Eurozone stärker beeinträchtigen als die der USA. Und viertens wird der Krieg in der Ukraine die Wirtschaft der Eurozone viel stärker treffen als die amerikanische. Einige Sektoren der US-Wirtschaft, wie die Ölförderung oder die Waffenproduktion, werden sogar von diesem Krieg profitieren.“
EZB überschreitet eigenen Zuständigkeitsbereich
Die Zentralbank wird ihrem Auftrag nicht gerecht, für Stabilität zu sorgen, wenn sie beabsichtigt, italienische Staatsobligationen zu übernehmen, findet Berlingske:
„Was zutiefst besorgniserregend sein sollte, ist, dass die EZB nun nicht nur die Verantwortung dafür übernommen hat, die Inflation unter Kontrolle zu bringen, sondern auch die Verantwortung für die Fiskalpolitik in der Eurozone übernimmt. Dies stellt eine gefährliche Verschiebung des Mandats der EZB dar, eine stabile, niedrige Inflation zu gewährleisten. … Das Problem ist, dass Lagarde und die EZB Italien nun erlauben, die EZB für das Scheitern verantwortlich zu machen, wenn die Märkte das Vertrauen in die italienische Fiskalpolitik verlieren.“
Angst vor Rezession lässt Preise purzeln
Der Sinkflug des Euro hat auch seine positiven Seiten, erläutert Kolumnist Amid Faljaoui in Trends-Tendances:
„Da der Euro sein niedrigstes Niveau seit 20 Jahren gegenüber dem Dollar erreicht hat, wächst die Angst vor einer Rezession in Europa und sogar in den USA. Ergebnis ist, dass die Rohstoffpreise sinken, denn dem Nachlassen der Nachfrage wird vorgegriffen. Selbst der Preis für Erdöl fällt. Die langfristigen Zinssätze gehen ebenfalls zurück, denn die Investoren denken, dass die Inflation aufgrund der Konjunkturschwäche schließlich nachlassen wird. Und diese wirtschaftliche Erlahmung sorgt bei den Börseninvestoren wieder für Lächeln, denn ein mittelfristiger Rückgang der Inflation bedeutet auch ein Fallen der Zinsen.“