Angriff auf ukrainische Kriegsgefangene
Bei einer Explosion im prorussischen Separatistengebiet nahe Donezk sind über 50 ukrainische Kriegsgefangene des Asow-Regiments umgekommen, über 70 wurden verletzt. Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig vor, einen Raketenangriff auf das Gefangenenlager verübt zu haben. Eine unabhängige Untersuchung des Geschehens ist bislang nicht möglich. Kommentatoren sehen Moskau in der Verantwortung.
Machtlose internationale Organisationen
Nach dem Angriff auf das Gefangenenlager hat Russland dem Roten Kreuz den Zugang verweigert. De Standaard bedauert, dass Moskau internationale Organisationen ignoriert:
„Die UN, die Hüter des Weltfriedens sein müssten, konnten den Krieg in der Ukraine nicht verhindern. Genauso wenig wie Kriegsverbrechen. Generalsekretär António Guterres tut, was er kann, aber auch er kann nur ohnmächtig zuschauen, wie Russland internationalen Organisationen den Mittelfinger zeigt. ... Aufgrund der Struktur der UN kann jede Großmacht ihr Veto aussprechen, wenn es um sie selbst geht oder um Länder in ihrem Einflussbereich. Das macht die UN flügellahm. Wenn sie noch etwas Kredit haben will, dann muss sie zumindest Klarheit über die verübten Verbrechen bringen.“
Berechtigter Zorn darf nicht ausarten
Olexi Melnik, Co-Direktor der Programme für Außenpolitik und internationale Sicherheit des Think Tanks Rasumkow-Zentrum, setzt in NV.ua auf eine Bestrafung der Urheber dieses Verbrechens:
„Russland hat diese Menschen bereits mehrfach getötet. Zuerst versuchten sie, sie physisch zu töten. Es folgten Versuche, eine Art internationales Tribunal zu organisieren, um den zukünftigen Status zu legitimieren. Nun, offensichtlich haben sie nun diese zynische Entscheidung getroffen. ... Wir Ukrainer müssen jetzt unsere Emotionen zügeln und die Vergeltung auf später verschieben. Auf keinen Fall sollte unser Zorn auf die russischen Kriegsgefangenen übertragen werden. Aber dieses Verbrechen darf auf keinen Fall ungesühnt bleiben.“
Folterungen sollten vertuscht werden
Der Angriff könnte inszeniert worden sein, um Missstände in dem Gefangenenlager zu vertuschen, meint Jutarnji list:
„Als Grund für solch eine 'Operation' wird auch das vor einigen Tagen aufgetauchte Video genannt, das die Folterung ukrainischer Kriegsgefangener seitens russischer Soldaten zeigt. ... Doch das [ukrainische] Portal [Focus] schreibt, dass noch etwas im Hintergrund geschah - man wollte Mauscheleien mit den Mitteln vertuschen, die Moskau für das Gefangenenlager schickt: Ukrainische Quellen berichten, dass am Montag aus Moskau eine Inspektion des Verteidigungsministeriums hätte kommen sollen, weshalb diese ganze Aktion stattfand, um Beweise für die Folter der Insassen, aber auch den Diebstahl der Mittel zu vertuschen.“