EU setzt Visa-Erleichterungen für Russland aus
Für russische Staatsbürger wird es in Zukunft schwieriger, langwieriger und teurer, ein Schengen-Visum zu erhalten. Die EU-Außenminister verständigten sich auf eine Aussetzung des Visaerleichterungs-Abkommens von 2007. Ein völliger Stopp der Erteilung von Touristenvisa ist damit vorerst vom Tisch. Kommentatoren kritisieren die Kompromisslösung.
Hatte man nicht versprochen, besser zuzuhören?
Bei dem Streit innerhalb der EU über die Visa-Vergabe schimmern alte Denkschulen durch, die Europa schon vor Putins Überfall gespalten haben, beobachtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Deutschland und Frankreich glauben immer noch daran, dass man auf andere Völker pädagogisch einwirken kann, während die Osteuropäer wie gehabt auf Druck setzen. Tatsächlich ist es ziemlich zweifelhaft, dass ein Urlaubstrip in die EU 'Herzen und Köpfe' der russischen Bevölkerung erreicht, wie [die Außenministerinnen] Baerbock und Colonna meinen. Hatte man in Berlin nicht versprochen, den Partnern im Osten künftig besser zuzuhören?“
Grenze für Russen ganz dicht machen
Jydske Vestkysten fordert, Dänemark solle Russen keine Visa mehr ausstellen:
„Der Glaube an die demokratische Welt als Inspirationsquelle ist eine Illusion. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass es in Russland eine nennenswerte Opposition gegen die Schrecken in der Ukraine gäbe. Im Gegenteil, die überwiegende Mehrheit der Russen – genau wie die Deutschen im Zweiten Weltkrieg – scheint zu glauben, dass sie für eine gerechte Sache kämpfen. Auch noch so viele Besuche bei der 'Kleinen Meerjungfrau' werden daran wohl nichts ändern. ... Als Gastgeber haben Sie das Privileg zu entscheiden, wen Sie zur Party einladen. Niemand ist verpflichtet, den Onkel einzuladen, der sich betrunken prügelt. In der europäischen Familie ist Russland dieser unwillkommene Verwandte.“