Was folgt auf die "Referenden" in der Ostukraine?
Bei eilig anberaumten und vom russischen Militär kontrollierten Abstimmungen in vier von Russland besetzten ukrainischen Gebieten gab es angeblich 87 bis 99 Prozent Zustimmung für einen Anschluss an Russland. Gemäß Moskauer Logik wäre die ukrainische Armee nach einem Anschluss der Gebiete ein Angreifer auf russischem Gebiet, der mit allen Mitteln - also auch Atomwaffen - bekämpft werden könnte.
Nicht in Angststarre verfallen
Der Westen muss trotz immer neuer Eskalationen aus Moskau besonnen bleiben, meint die Kleine Zeitung:
„Wenn mit vorgehaltener Waffe abgestimmt wird, kann man sich auf das Ergebnis verlassen: 95 Prozent der Ukrainer in von Russland besetzten Gebieten hätten dafür gestimmt, dass ihre Regionen zu Russland gehören sollen, behaupten russische Staatsmedien nach ersten Auszählungen der Stimmen - in Russland übrigens. ... Begleitet wird dieser Schritt von den Atomdrohungen, mit denen die russische Führung seit Februar versucht, die westliche Welt in Angststarre zu versetzen. ... Die Welt ist aufgewühlt in diesen Tagen. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als kühlen Kopf zu bewahren.“
Keine Freude an diesem Gebietsgewinn
Angesichts der zu erwartenden Prozesse diagnostiziert Radio Kommersant FM bei den Russen keine Begeisterung über einen möglichen territorialen Zuwachs:
„Die endgültige Entscheidung im Kreml wird wohl erst im letzten Moment getroffen. Denn es liegen genug Varianten auf dem Tisch, man hat also genug Auswahl. Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass das einfache wie sonstige russische Volk und sogar die Eliten kaum erfreut sind über die Aussicht, durch einen atomaren oder auch konventionellen Angriffsschlag vom Antlitz der Erde getilgt zu werden - selbst mit der Aussicht, dabei ins Paradies zu kommen. Um es deutlich zu sagen: Besondere Feierlaune ist nicht zu bemerken.“
Putin pokert mit offenem Blatt
Dass Putin seinen Kurs immer weiter enthüllt, macht La Libre Belgique Hoffnung:
„Indem der Kreml eine Karte nach der anderen - umfassende Invasion, wahllose Massaker, Erpressungen mit Energie und Atomwaffen - offenlegt, zeigt er uns die wahre Natur seiner Politik und erlaubt uns, die öffentliche Meinung in Europa gegenüber der existenziellen Herausforderung zu festigen, vor die er die Ukraine und den Westen stellt. Indem er auf die Teilmobilmachung setzt, welche die 'Referenden' begleitet, öffnet er auch der russischen Bevölkerung die Augen für die Gefährlichkeit seines Abenteurertums. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Russen die Konsequenzen daraus ziehen.“