Griechenland: Kontroverse um Gesundheitsreform
Eine von der griechischen Regierungsmehrheit verabschiedete Gesundheitsreform trifft auf heftige Kritik großer Gesellschaftsschichten und insbesondere der Ärzteverbände. Sie befürchten eine schleichende Privatisierung des öffentlichen Gesundheitssystems. Auch die Landespresse verfolgt die Veränderungen kritisch.
Eine Folge der Unterfinanzierung
Weil die Ärzte im öffentlichen Gesundheitssystem nicht ausreichend bezahlt werden, ist man nun zu Umwegen gezwungen, befürchtet Protagon:
„Das Gesetz erlaubt es Ärzten in öffentlichen Krankenhäusern, zusätzlich im Privatsektor zu arbeiten. ... Das Gesundheitsministerium ist der Ansicht, dass es mit dieser Regelung die finanzielle Lage der Ärzte verbessern und gleichzeitig Anreize für die Rückkehr von Fachkräften schaffen wird, die ins Ausland gegangen sind. Natürlich wäre es ideal, wenn der staatliche Gesundheitsdienst für eine Vollzeitbeschäftigung angemessene Löhne zahlen würde, die das Niveau von vor der Finanzkrise wieder erreichen. Da dies nicht möglich ist, war die Freigabe von Arbeitsplätzen für den privaten Sektor nur eine Frage der Zeit.“
Nur wer Geld hat, wird geheilt
Efimerida ton Syntakton befürchtet den Zerfall des Gesundheitssystems:
„Die Mechanismen des Gesetzes begünstigen die großen Wirtschaftskonzerne und fahren ein bereits angeschlagenes öffentliches Gesundheitssystem gegen die Wand, da es dessen Eckpfeiler, die volle und ausschließliche Beschäftigung der Ärzte, abschafft, die Beschäftigungsverhältnisse flexibilisiert und die Ärzte im Endeffekt in die Arme des privaten Sektors treibt. So wie die Regierung während der Pandemie von der 'Eigenverantwortung' der Bürger sprach, so verteidigt sie jetzt die 'freie Entscheidung' der Bürger, die eher eine nette Umschreibung für eine Erpressung ist: Entweder Sie zahlen und werden geheilt, oder gute Nacht und viel Glück!“