Missbrauch in der Kirche: Portugal legt Bericht vor
Ein gutes Jahr nach ihrer Einsetzung hat die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt in der katholischen Kirche in Portugal ihren Abschlussbericht vorgelegt. In einem Zeitraum von über 70 Jahren sollen demnach mindestens 5.000 Kinder missbraucht worden sein. Die Medien in Portugal diskutieren über die Konsequenzen für die Kirche.
Das Ende der Dunkelheit
Público lobt die Arbeit der Kommission als Fundament einer Erneuerung der Kirche:
„Der Bericht der Kommission ist erschreckend, aber nicht überraschend. Sein Wert bemisst sich nicht so sehr an den spezifischen Geschehnissen, die er erfasst hat, sondern vielmehr daran, dass er das Ende der Dunkelheit symbolisiert. ... Die Kommission hat mit wissenschaftlicher Strenge und Methode die Büchse der Pandora geöffnet. Was lange bekannt war, wurde grausam, aber unausweichlich aufgedeckt. Sie hat der portugiesischen Gesellschaft Licht geschenkt und einen Balsam des Vertrauens gespendet, damit sich der fortschrittliche Teil der Kirchenelite von ihrem gewalttätigen Teil lösen kann, mit dem sie zu lange paktiert hat.“
Papst muss beim Besuch Stellung beziehen
Correio da Manhã fordert die Kirche auf, die Opfer finanziell zu entschädigen:
„Das Urteil fällt in eine Zeit, in der über die absurden Kosten des Weltjugendtags [im Sommer 2023 in Lissabon] diskutiert wird. Die Kirche konzentriert sich auf den Empfang des Papstes und auf die Altäre, an denen der Papst zu jungen Menschen aus aller Welt sprechen wird. ... Es wäre unentschuldbar, wenn er neben dem üblichen Hokuspokus auf der Bühne nicht erklären würde, was er bisher getan hat, um den sexuellen Missbrauch zu stoppen, und welche Entschädigung er den Opfern geben wird. Wer 80 Millionen Euro für den Weltjugendtag ausgibt, hat sicher keine Schwierigkeiten, eine solche Belastung zu bewältigen.“