Was bleibt von der Ära Zeman?
Die Amtszeit des tschechischen Präsidenten Miloš Zeman endet am Mittwoch nach zwei fünfjährigen Amtszeiten. Der erst zu den Sozialdemokraten, später zur Mitte-links Partei SPO gehörende Zeman war neben seinen Amtsvorgängern Václav Havel und Václav Klaus eine der großen prägenden Gestalten in Prag nach der Samtrevolution von 1989. Dennoch gibt es in den Kommentarspalten wenig Trauer über seinen Abgang.
Mehr geschadet als genutzt
Erik Tabery, Chefredakteur von Respekt, bewertet das Wirken Zemans kritisch:
„Seine dunkle Seite überwog die helle bei weitem. Wir sind unter dem damals noch Premier Zeman der Nato beigetreten, aber er war derjenige, der unsere westlichen Bündnisse ständig torpediert hat. Zeman hat seine gesamte Präsidentschaft als Repräsentant der Interessen Chinas und Russlands konzipiert. ... Als unser erster postrevolutionärer Präsident starb, würdigte ihn das Parlament mit den Worten: 'Václav Havel hat sich um Freiheit und Demokratie verdient gemacht.' Über den scheidenden Präsidenten müsste es sagen: 'Miloš Zeman hat Freiheit und Demokratie gefährdet.'“
Unübersehbare, aber umstrittene Persönlichkeit
Ambivalent fällt auch das Urteil von Deník für den scheidenden Präsidenten aus:
„Miloš Zeman ist eine unübersehbare Persönlichkeit der postrevolutionären Ära. Viele Jahre hielt er den Stift in der Hand, mit dem Geschichte geschrieben wird. Es fehlte ihm nicht an Kraft, in diese Geschichte als großer Staatsmann einzugehen. Er wurde jedoch von seinen schlechten Eigenschaften und falsch gewählten Beratern daran gehindert. So wird er eher als teilweise vulgärer innenpolitischer Provokateur und Bewunderer von Putin und Xi in Erinnerung bleiben. Aber er nannte die Dinge beim Namen und erreichte die meisten seiner politischen Ziele.“
Keine Regimewechsel-Show
Der neue Präsident Petr Pavel wird laut Aussagen des Präsidialamts erst dann auf die Prager Burg ziehen, wenn die Arbeitsräume dort nach möglichen Abhöreinrichtungen untersucht wurden, was Lidové noviny amüsiert:
„Man sollte daran erinnern, dass das Amt des tschechischen Präsidenten rein ziviler Natur ist und jetzt zwischen zwei Zivilisten weitergegeben wird, die es bei Wahlen gemäß den Regeln gewonnen haben. Wenn die 'Entwanzung' der Burg öffentlich betont wird, entsteht etwas unglücklicherweise der Eindruck, dass die Tschechische Republik ein Land ist, in dem sich gerade ein politischer Regimewechsel abspielt. Das ist doch stark übertrieben.“