Ein König im Bundestag: Charles, der Versöhner?
Im Rahmen seines dreitägigen Deutschland-Besuchs hat König Charles III. als erster Monarch eine Rede im Bundestag gehalten. In seiner Rede würdigte er die deutsch-britische Freundschaft und die Unterstützung Deutschlands für die Ukraine. Gerade vor dem Hintergrund des Brexit begrüßen Kommentatoren diese Töne.
Der Zukunft zugewandt
Charles Rede vor dem Bundestag kann in die Geschichtsbücher eingehen, meint der Tagesspiegel:
„Brexit? War gestern. Der König unterbreitet namens seiner Majestät ein Angebot: You'll never walk alone. Technologie, Nachhaltigkeit, Achtsamkeit, Umwelt, Freiheit und Verantwortung am Beispiel Ukraine - alles drin. Daraus erwächst auch eine Verpflichtung. Für beide Seiten: Dem Guten zu dienen, brüderlich vereint. Nicht nachzulassen, und zugleich Britannien, das weniger groß, weniger bedeutend ist als früher, als Partner nicht zurückzulassen. ... [F]ür seine Rolle war Charles’ Rede sehr politisch. Der Zukunft zugewandt, und das noch vor der Krönung. Wenn das mal nicht historisch ist.“
Der Monarch als Beziehungstherapeut
Der Besuch von Charles und Camilla könnte heilend wirken, hofft The Times:
„Er unterstreicht die engen dynastischen, politischen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Großbritannien und einem Land, gegen das es zwei Weltkriege geführt hat, das sich aber seither zu einem der engsten und wertvollsten Verbündeten Großbritanniens entwickelt hatte. Er demonstriert die Entschlossenheit der Regierung, trotz des Brexit wieder herzliche Beziehungen zu ehemaligen Partnern in der Europäischen Union aufzubauen. ... Der König verfügt hier über ein instinktives Verständnis. Und das soziale Bewusstsein der Königin wird junge Deutsche ansprechen. Gemeinsam dürfte ihr Besuch viel dazu beitragen, den Waffenstillstand nach dem Brexit wieder in eine echte Freundschaft zu verwandeln.“
Diskrete Begeisterung
Obwohl sie es nicht offen zeigen, lieben die Deutschen insgeheim die Royals, meint die Aargauer Zeitung:
„Der Monarch war zu Gast bei Freunden. Das war in diesem Fall durchaus wörtlich zu verstehen, denn kaum irgendwo auf dem Kontinent ist die Begeisterung für das britische Königshaus grösser als in Deutschland, auch wenn die Zeitungen des Landes oft einen Ton dezenter Ironie anschlagen, wenn es um die Royals geht; so, als schämten sie sich ihrer Lust am unrepublikanischen Pomp. Man ist verliebt, es soll nur keiner merken.“