Was will Wagner-Chef Prigoschin erreichen?
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatte am Freitag in einem Video noch mit dem Abzug aus Bachmut gedroht und mit Kraftausdrücken gegen Russlands Militärführung gewettert, die zu wenig Ausrüstung und Munition schicke. Am heutigen Montag scheint der Machtkampf beigelegt und der Abzug vom Tisch. Dennoch fragen Kommentatoren, was den sinisteren Wagner-Chef antreibt.
Ohne Imageschaden durch den Notausgang
Prigoschin sichert sich gerade einen würdigen Abgang, meint Politologe Abbas Galliamow in einem von Echo übernommenen Telegram-Post:
„Er hat zu Protokoll gegeben, dass er wahrlich nicht unter idealen Bedingungen kämpft, weshalb die Verantwortung für eine Niederlage ihn nur geringfügig trifft. Zudem kann der Wagner-Chef jederzeit erneut sagen, er habe doch keine Munition bekommen. ... Um überzeugend zu wirken, muss Prigoschin jetzt noch erzählen, seine Kämpfer seien unbewaffnet in den Nahkampf gegangen. Und wenn er sich noch eine 'Verwundung' organisiert - was heißt, er war selbst dabei -, dann ist er ganz aus dem Schneider. Das Volk sagt sich dann, er hat alles getan, was er konnte.“
Er stachelt den Volkszorn an
Prigoschin wird zum Volkstribun, glaubt La Stampa:
„Mit seinem wütenden Populismus - die Schmähungen gegen Generäle, die sich bereichern, während Soldaten sterben, hätten auch aus der Feder eines Nawalny stammen können - liefert Prigoschin nicht nur die meistbeachteten Schlagzeilen Russlands, fast noch mehr als Putin. Er erscheint auch viel realer und furchteinflößender als jener Hofstaat von Beamten und Propagandisten, die weiterhin mit der Atombombe gegen London und Berlin drohen, während sie ihre Frauen zum Einkaufen nach Paris und ihre Kinder zum Studieren nach London schicken. Es bleibt abzuwarten, wie lange die Verwandlung des Söldnerführers in einen Tribun des Volkszorns andauern wird.“