Friedensnobelpreis für iranische Frauenrechtlerin
Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die inhaftierte iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi. Während der Massenproteste gegen das Teheraner Regime im Jahr 2022 berichtete die heute 51-Jährige aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis, wie verhaftete Frauen gefoltert und sexuell missbraucht wurden. Kann die Auszeichnung Gutes für Mohammadi und den Iran bewirken?
Möge es der Anfang vom Ende sein
La Vanguardia appelliert an die internationale Gemeinschaft:
„Der anachronistische und despotische religiöse Fanatismus des Ayatollah-Regimes muss ein Ende haben. ... Der erste Schritt, den das norwegische Komitee gefordert hat, muss die Freilassung Narges Mohammadis und aller Frauen sein, die noch im Gefängnis sitzen. ... Mohammadi sagte kürzlich, dass die iranische Frauenbewegung den Prozess hin zu Demokratie, Freiheit und Gleichberechtigung in ihrem Land beschleunigen wird. Aber sie sagte auch, dass dazu die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft nötig ist. Die Verleihung des Nobelpreises an diese Menschenrechtsaktivistin sollte der Anfang vom Ende der gewaltsamen Unterdrückung im Iran sein.“
Wenig Hoffnung auf Haftentlassung
Libération rechnet nicht mit einer baldigen Freilassung Mohammadis:
„Narges Mohammadi verbüßt eine fast elfjährige Haftstrafe im berüchtigten Evin-Gefängnis nördlich von Teheran. Ihr Leben ist bestimmt von Verhaftungen, Drohungen und Verhören durch den iranischen Geheimdienst und sie kann leider nicht darauf hoffen, dass der Preis ihre Freilassung beschleunigen wird. Der letztjährige Preisträger Ales Bjaljazki, eine Schlüsselfigur der Demokratiebewegung in Belarus, sitzt immer noch in Minsk im Gefängnis; der chinesische Dissident Liu Xiaobo, Preisträger von 2010, starb 2017 in Haft. ... Man könnte diese Liste noch lange fortsetzen. Diese Helden und Heldinnen des Friedens kämpfen nicht für ihr eigenes Schicksal, sondern für das ihres Volkes und aller Unterdrückten.“
Auch ein Signal an den Westen
Die taz kritisiert die westliche Kuscheldiplomatie gegenüber dem Regime in Iran:
„Die internationale Diplomatie ist zu einem Umgang mit dem Regime zurückgekehrt, den es vor der 'Frau, Leben, Freiheit'-Bewegung pflegte. Die UN-Generalversammlung im September war eine Zusammenkunft der Schande. Iranischstämmige Journalist*innen wurden von Regimetreuen bedroht, westliche Politiker*innen, die so gern von Menschenrechten sprechen, ließen sich Hände schüttelnd mit den Schlächtern aus Teheran abbilden, was von iranischen Staatsmedien genüsslich propagandistisch genutzt wurde. Der Nobelpreis sollte auch ein Signal an westliche Politiker*innen sein: Ihr steht auf der falschen Seite.“