Rolle rückwärts bei OpenAI: Altman wieder zurück
Nach frenetischem Hin und Her wird Sam Altman wieder CEO beim ChatGPT-Entwickler OpenAI. Erst am Freitag hatte ihn der Verwaltungsrat überraschend hinausgeworfen. Kurz darauf wurde sein Wechsel zu Microsoft bekannt. Die Drohung vieler weiterer Mitarbeiter, das Unternehmen ebenfalls zu verlassen, zeigte offenbar Wirkung. Die Presse verfolgt das Spektakel beunruhigt.
Irrationalität im rationalen Gewerbe
Dem Cicero kommt es so vor, als wäre noch einmal der Geist des 19. Jahrhunderts durch das Silicon Valley geweht:
„Alle Datenströme stehen still, wenn dein starker Arm es will! Und das ausgerechnet bei OpenAI. ... Vor allem aber veranschaulicht der nun beigelegte Führungsstreit den tiefen Graben zwischen Ideologie und Wirklichkeit: Im vermeintlich rationalsten, weil (künstlich) intelligentesten Gewerbe der Welt herrscht in den Tiefenschichten offensichtlich Chaos, Anarchie und Irrationalität vor. Das hat auch etwas Beruhigendes: Selbst hinter der Künstlichen Intelligenz, so wissen wir jetzt, zucken menschliche Regungen.“
Gefährliche Flucht nach vorne
Im US-Kapitalismus haben Profitinteressen leider Vorrang vor Bedenken um die Menschheit, bedauert Libération-Chefredakteur Dov Alfon:
„Auch Buchdruck, Traktor, Telefon, Elektrizität, Eisenbahn und viele weitere wichtige Erfindungen haben zunächst alarmierende Weissagungen hervorgerufen, doch die Geschwindigkeit, mit der die Künstliche Intelligenz sich in Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft ohne Schutzvorrichtungen durchsetzt, ist beispiellos. ... Jede echte Bedrohung für die Menschheit muss ernst genommen werden. Und trotzdem wurden nach einem Kräftemessen, wie es nur der US-Kapitalismus völlig schamlos hervorbringen kann, die künftigen Gewinne von Microsoft und anderer der vom Vorstand empfohlenen Reflexion vorgezogen.“
Regierungen müssen klaren Rahmen festlegen
Der Fall Altman unterstreicht, wie wichtig die Regulierung von KI ist, meint The Economist:
„Vieles über die Beweggründe des Vorstands zur Entlassung Altmans bleibt ungewiss. ... Es ist auch nicht klar, was diese kleine Gruppe von Privatleuten dazu qualifiziert, die Interessen der verbleibenden 7,9 Milliarden Erdbewohner zu vertreten. ... Zum Glück gibt es Gremien, die einen viel überzeugenderen Anspruch auf Interessenvertretung der Menschheit haben: gewählte Regierungen. Indem sie Vorschriften ausarbeiten, können sie Grenzen festlegen innerhalb derer Unternehmen wie OpenAI operieren müssen. ... Die KI-Technologie ist zu wichtig, um sie den neuesten Unternehmensintrigen zu überlassen.“