Putin zu Gast in der Golfregion
Der russische Präsident Wladimir Putin hat trotz internationalen Haftbefehls am Mittwoch die Golfregion besucht. In den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien lobte er nach Treffen mit Präsident Mohammed bin Zayed und Kronprinz Mohammed bin Salman die gemeinsamen Handelsbeziehungen. Weitere Themen waren die Erdöl-Politik und die Kriege in Nahost und in der Ukraine. Symbolpolitik oder mehr?
Die Spaltung der Welt offengelegt
Mit seiner Reise zeigt Putin, dass es etliche Länder gibt, die ihm wohlgesonnen sind, betont Rzeczpospolita:
„Dies war die weiteste Reise des russischen Präsidenten, seit der Internationale Strafgerichtshof im März einen Haftbefehl gegen ihn erlassen hat. Offenbar macht sich Putin keine Sorgen, dass er beispielsweise aus technischen Gründen in einem Land landen müsste, das das Römische Statut respektiert. Er beweist, dass er mehr als 5.000 Kilometer (in gerader Linie von Moskau aus) zurücklegen kann, indem er nur Länder überfliegt, die seiner Politik freundlich oder neutral gegenüberstehen. Das veranschaulicht sehr gut, wie tief gespalten die Welt ist.“
Mehr als bloß Wirtschaftspartner
Der Terrorüberfall der Hamas stärkt Putins Position in der Region, meint Der Standard:
„In den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Saudi-Arabien ist der russische Präsident nun ein wohlgelittener Gast. Auch nach dem 24. Februar 2022 haben die Golfstaaten die Vertiefung ihrer Beziehungen zu Moskau vorangetrieben. … Für Putin sind die den USA unter Barack Obama entfremdeten Golfstaaten nicht nur Wirtschaftspartner, sondern auch ein Spielfeld, auf dem er die schwindende US-Hegemonie zelebrieren kann. Mit dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel fiel ihm ein Argument dafür, dass die US-Politik der Region Unheil bringt, in den Schoß: Plötzlich macht sich Putin die Palästinensersache zu eigen, die ihn noch nie interessiert hat.“
Putin inszeniert sich als Gewinner
Putin ist dabei, den Krieg der Bilder zu gewinnen, schreibt das Handelsblatt:
„Bei Minusgraden läuft der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski durch die verschneiten Straßen Kiews, fordert die Bevölkerung zum Durchhalten auf, im Westen kämpfen seine Diplomaten unter enormem Druck für den Fortbestand der internationalen Ukraine-Unterstützung. Am selben Tag wird Russlands Präsident Wladimir Putin in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten wie ein König empfangen. ... Im Auftreten wirkt er sicherer und entspannter als bei vergangenen Reisen. ... Wer sich als Gewinner inszeniert, beeinflusst die Wahrnehmung der Weltöffentlichkeit – vor allem wenn die Gegenseite zunehmend als Bittsteller gesehen wird.“
Ukraine soll in den Hintergrund rücken
Russlands Präsident poliert sein internationales Ansehen auf, beobachtet auch Kolumnist Pierre Haski bei France Inter:
„Dieser Ausflug in den Nahen Osten wird aktuell zweifelsohne keine konkrete Auswirkung auf den Verlauf des Konflikts haben. Er wird Russland jedoch bei seinem Kampf um die öffentlichen Meinungen weltweit helfen. Er wird ihm erlauben, mit geringem Aufwand den Westen zu diskreditieren, dem vorgeworfen wird, mit zweierlei Maß zu messen bei seiner Unterstützung für die Ukraine einerseits und seiner langen Passivität gegenüber dem Schicksal der Palästinenser trotz des internationalen Rechts andererseits. Putin weiß, dass dieses Argument derzeit zieht: Es erlaubt ihm, die Ukraine vergessen zu lassen.“