Russischer Autor Akunin zum Extremisten erklärt
Der im Exil lebende populäre Schriftsteller Boris Akunin ist von den russischen Finanzbehörden als "Extremist" und "Terrorunterstützer" eingestuft worden. Zudem wurde ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet. Akunin war von kremltreuen Fake-Anrufern zu dem Eingeständnis bewegt worden, Spenden für die Ukraine gesammelt zu haben. Wie soll man diesen Schritt interpretieren?
Leider kein schlechter Traum
In einem von Echo übernommenen Statement Akunins von seiner Homepage warnt der Schriftsteller vor finsteren Zeiten in Russland:
„Es geht nicht um mich. ... Es geht um meine unglückliche Heimat, die in die Gewalt von Verbrechern geraten ist. Die dort lebenden Menschen - auch die, die es noch nicht erkannt haben - sind Geiseln. Was erwartet sie als Nächstes? Ein scheinbar marginales Ereignis - das Verbot von Büchern, die Einstufung eines Schriftstellers zum Terroristen - ist in Wirklichkeit ein wichtiger Meilenstein. Seit der Sowjetzeit wurden in Russland keine Bücher mehr verboten. ... Dies ist kein schlechter Traum, dies geschieht mit Russland wirklich. ... Die Nacht wird schwarz und schwärzer. Aber dann wird es dämmern.“
Der Kreml verliert an Boden
Putins Vorgehen zeigt Verzweiflung, meint der Journalist Alexander Newsorow in Telegraf:
„Putins wütende Reaktion auf ein paar unschuldige Bemerkungen des Schriftstellers Akunin zeigt, dass der Kreml in Panik ist. Er ahnt, wie schlimm es um ihn wirklich steht. Das Verhalten eines selbstbewussten Siegers, der an seine Kräfte glaubt, sieht anders aus. ... Der Putinismus hat plötzlich all seine Ängste offenbart und ist aus einem nichtigen Anlass in öffentliche Hysterie verfallen. Durchsuchungen in Redaktionen, Einbrüche in Lagerhallen, Beschlagnahmung gedruckter Auflagen, die Einstufung des Schriftstellers zum 'Terroristen' und andere inadäquate Schritte zeigen, dass der Kreml an Boden verliert und sich dessen auch bewusst ist.“