Prinz William ungewohnt politisch
Kronprinz William hat mit einer Erklärung überrascht, in der er ein Ende der Kämpfe in Gaza und mehr humanitäre Unterstützung für die Menschen vor Ort fordert. Traditionell äußern sich Mitglieder des britischen Königshauses nicht zu politischen Themen. Medien streiten denn auch weniger über das Gesagte als darüber, ob der Thronfolger sich äußern darf.
Neue Offenheit ist begrüßenswert
Für The Guardian ist solch eine Positionierung nicht verkehrt:
„Der Prinz hat das Recht, sich zu potenziell umstrittenen Themen zu äußern, solange er sich nicht in innenpolitische Kontroversen einmischt. … Wir haben uns daran gewöhnt, dass seine Großmutter jahrzehntelang nichts sagte, was auch nur im Entferntesten umstritten war, aber die moderne Monarchie muss beweisen, dass sie nicht über den Dingen steht. Die wenigsten Anhänger des Königshauses werden das beanstanden. Nur die Republikaner scheinen ein Problem damit zu haben, dass überhaupt etwas gesagt wird und ziehen anscheinend ein weltfremdes Königshaus vor. Dabei ist es ja nicht so, dass William plötzlich verkündet hätte, er wäre Sozialist.“
Moralische Bauchrednerei
Es ist nicht richtig, dass sich die Monarchie in einer Demokratie zu politischen Themen äußert, findet hingegen The Spectator:
„Wer hat Prinz William gewählt, damit er sagt, dass der Krieg in Gaza beendet werden muss? Ich nicht, Sie nicht und ganz sicher niemand in Israel. Dass das Außenministerium und Downing Street die Erklärung gebilligt und Berichten zufolge sogar begrüßt haben, ist besorgniserregend. Hier scheint moralische Bauchrednerei am Werk zu sein. Vielleicht hat die Regierung Angst, sich zu eindeutig zum Thema Israel-Gaza zu äußern und setzt stattdessen den beliebten William als politisches Instrument ein, um die Debatte voranzutreiben?“