Österreich: Fünf Femizide an einem Tag
In Österreich sind an einem Tag fünf Frauen gewaltsam zu Tode gekommen. Am vergangenen Freitag wurden drei Leichen mit Stichwunden in einem Bordell aufgefunden. Ein 27-jähriger Verdächtiger wurde nach Polizeiangaben in der Nähe festgenommen. Eine weitere Frau wurde zusammen mit ihrer Tochter mit Würgemerkmalen tot in ihrer Wiener Wohnung entdeckt. Kommentatoren fordern mindestens ernsthafte Debatten.
Ohne Scheuklappen debattieren
Der Standard fordert, das Thema Femizid öffentlich eingehend zu diskutieren:
„Darüber muss gesprochen werden – breit und über alle Tätervarianten. Femizide, männliche Gewalt und Sexismus nur dann wahrzunehmen, wenn der Schuldige ausländisch aussieht, ist rassistische Heuchelei. Nicht darüber zu sprechen, dass auch eingewanderter Frauenhass ein ernstzunehmendes Problem darstellt, ist Verblendung. Es gehört beides thematisiert. Jetzt. Und zwar ohne Scheuklappen, ohne Ressentiments, mit Fingerspitzengefühl und unter Druck. Denn die Zeit drängt. In Österreich ist jede dritte Frau von körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen, sagt die Statistik.“
Und die Regierung begreift nichts
Die taz empört sich über das Schweigen vieler Minister:
„Während dort ansonsten jeder Anlass genutzt wird, um bei Pressekonferenzen Handlungsmacht zu demonstrieren, blieben die Pulte am Wochenende leer. Kein potenter Politiker, der erklärte, wieso potente Männer ein Problem sind. ... Dass nicht einmal das extreme Ausmaß der Gewalt an Frauen in den vergangenen Tagen die verantwortliche [Familien- und Frauen-]Ministerin vom Schönreden und den Rest der Regierung vom Schweigen abbringt, zeigt einmal mehr, dass sie den Schutz von Frauen nicht als ihre Verantwortung begreifen.“