Israel vs. Hamas: Sechs Monate Krieg
Sechs Monate ist der Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel her. Die Milizen töteten über 1.200 Menschen und nahmen mehr als 250 Geiseln. Israels Versuch, die Terrororganisation daraufhin durch eine Offensive in Gaza endgültig zu bezwingen, scheiterte bisher: Es gibt noch rund 130 Geiseln, die Hamas kämpft weiter. Dafür wird die Kritik an der hohen Zahl getöteter Zivilisten und dem Elend in dem Gebiet immer lauter. Nun ist Israels Armee teilweise aus Gazas Süden abgezogen.
Ziel nicht erreicht
Es gibt noch zu viele Fragen, die nicht geklärt sind, wirft Corriere del Ticino ein:
„Angefangen bei der Komplizenschaft, auf die sich die Hamas bei der Planung einer solch fatalen Infiltration des jüdischen Staats stützen konnte, oder bei den Verzögerungen, mit denen die Sicherheitskräfte auf die Invasion der islamistischen Terroristen reagierten. Premier Netanjahu wollte mit seinem Appell zur nationalen Einheit angesichts der Kriegserklärung der Hamas-Schergen einer massiven militärischen Antwort auf den skrupellosen Feind den Vorrang geben und die Untersuchung der Fehler von Geheimdienst und Armee beim Schutz der Grenzen auf die Zeit nach dem Krieg verschieben. Nach sechs Monaten hat der Chef der israelischen Exekutive seine Ziele jedoch noch nicht erreicht.“
Israelische Regierung lenkt langsam ein
Der Journalist Sami al-Ajrami schöpft in La Repubblica Hoffnung:
„Die Ankündigung des israelischen Rückzugs aus dem Süden kommt überraschend und gibt uns Hoffnung, gerade weil sie keinen Sinn ergibt. Denn jetzt können sich nicht nur die Bewohner des Südens frei bewegen, sondern auch die berüchtigten Hamas-Kämpfer, die Israel in den Tunneln gesucht hat, wo sie sich versteckt hatten, und für deren Auffindung es unsere Städte dem Erdboden gleichgemacht und unser Leben vernichtet hat. Wie ist es zu erklären, dass Israel nach monatelangem Bombardement und Belagerung beschließt, die Kontrolle über Rafah und Khan Yunis zu verlieren? Das kann nur mit dem amerikanischen Druck erklärt werden. ... Und so lenkt die israelische Regierung, wenn auch widerwillig, endlich ein.“
Europa und die Nato brauchen Israel
Auch El Mundo hofft auf eine Wende:
„Obwohl die meisten [Israelis] den Krieg weiterhin unterstützen, gab es in den letzten Tagen große Proteste. Dazu kommt die Distanzierung der USA. ... Netanjahus Offensive untergräbt das Image Israels, eines Landes mit einer gefestigten Demokratie, einer fortschrittlichen Wirtschaft und einer modernen Gesellschaft. Europa und das Atlantische Bündnis brauchen Israel angesichts der großen Bedrohung unserer Werte durch den islamistischen Terrorismus. Die in Kairo wieder aufgenommenen Friedensgespräche könnten den Weg zu der einzig wünschenswerten Lösung öffnen: Die Geiseln kehren nach Hause und die Feindseligkeiten in einem Konflikt, dessen Fortsetzung untragbar ist, werden eingestellt.“
Hamas nicht aus der Verantwortung entlassen
Die arabischen Staaten müssen den Druck auf die Terrorgruppe erhöhen, findet Die Presse:
„Alle Aufmerksamkeit und Kritik gelten längst der Art, wie Israel seinen Vergeltungskrieg im Gazastreifen führt. ... Die Hamas ist auf seltsame Weise wie ein unzurechnungsfähiges Kind aus der Verantwortung entlassen. … Vor einem dauerhaften Waffenstillstand und dem Abzug der israelischen Armee will die Terrorgruppe keine einzige Geisel freilassen. Sie will nur eines: an der Macht bleiben. Eine Vorstellung, die für Israel seit dem 7. Oktober unerträglich ist und auch für die zivilisierte Welt inakzeptabel sein sollte. Es ist überfällig, dass die arabischen Staaten, besonders Katar, endlich Druck auf die Hamas ausüben, einem Geiseldeal zuzustimmen.“
Lieferstopp wäre ein wichtiges Signal
Die britische Regierung sollte Waffenlieferungen an Israel stoppen, argumentiert The Evening Standard:
„Die Waffenverkäufe des Vereinigten Königreichs an Israel sind im Vergleich zu den US-Milliarden nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber sie zu stoppen, wäre ein wichtiges Signal der moralischen Entrüstung eines israelfreundlichen Landes. Das würde einen wichtigen Punkt verdeutlichen, nämlich dass die von der Hamas am 7. Oktober verübten Gräueltaten kein Freibrief für Israel sind. ... Der Grund, warum wir angesichts der israelischen Aktionen so bestürzt sind, ist, dass wir Israel im Wesentlichen als ein westliches Land betrachten. ... Großbritannien ist nicht nur ein Freund Israels, sondern ein kritischer Freund, und das ist noch wertvoller.“
Hamas und Netanjahu müssen weg
Vor dem Hintergrund der jüngsten Proteste gegen Netanjahu und der Tötung der Hilfsorganisations-Mitarbeiter sieht Sydsvenskan nur einen Weg zum Frieden:
„Das ist der Unterschied zwischen den beiden Seiten im Krieg: Hamas ist eine vom Iran finanzierte Terrororganisation mit dem Ziel, Juden zu töten. Israel ist nicht nur der einzige Zufluchtsort für die Juden der Welt, sondern auch die einzige liberale Demokratie im Nahen Osten. Ein Land, in dem Menschen Einfluss auf die Politik nehmen können. Damit gehen Verpflichtungen und Verantwortung einher. Besonders wenn das Land im Krieg ist und Unschuldige sterben. Hamas muss gehen. Israel braucht eine neue Führung. Es ist der einzige Weg vorwärts, hin zum Frieden.“