Die Bulgaren müssen wieder zur Urne
Nun ist es definitiv: Nach dem Scheitern der großen Koalition zwischen den Bündnissen Gerb-SDS (konservativ) und PP-DB (liberal, pro-europäisch) wird in Bulgarien erneut vorzeitig gewählt. Der Urnengang, der sechste in nur drei Jahren, soll am 9. Juni zusammen mit der Europawahl stattfinden. Bis dahin übernimmt eine Interimsregierung unter Dimitar Glawtschew (Gerb). Die Landespresse ist wenig begeistert.
Borissow in der Pole Position
Bei den Neuwahlen hat ein alter Bekannter beste Chancen, wieder an die Macht zu kommen, sagt Sega voraus:
„Nach drei Jahren des Rückzugs ist Bojko Borissow nun dabei, sich zu rächen. Zusammen mit [dem umstrittenen Oligarchen und Co-Vorsitzenden der türkischen Minderheitenpartei DPS] Deljan Peewski hat er die PP-DB mit Erfolg politisch ausgebremst und geschwächt. Bei den Wahlen hat Borissow den Vorteil, 500.000 bis 600.000 treue Wähler hinter sich zu wissen, und die katastrophal gesunkene Wahlbeteiligung dürfte ihm zugutekommen. Nur die Nichtwähler, für die es höchste Zeit wird, aufzuwachen, können ihn von seinem Siegeszug, Seite an Seite mit Peewski, abhalten.“
Nur Vergangenheitsperspektiven
Für die Bulgaren ist der erneute Urnengang eine Zumutung, schreibt der bulgarische Dienst der Deutschen Welle:
„Die Frage ist, ob die Müdigkeit unter den Wählern, die sich durch die erneute politische Krise mit dem Scheitern der Rotation angesammelt hat, in Abscheu umschlägt und die große Mehrheit am 9. Juni nicht zur Wahl gehen lässt. ... Oder werden sich die Wähler mobilisieren und wütend zu den Urnen schreiten? ... Die Perspektive ist nicht irgendeine neue Zukunft, auch nicht eine illusorische, sondern eine bereits gelebte Vergangenheit: eine Wahl zwischen dem, was gestern war, aber kaputt ist und repariert werden muss, und dem, was abgelehnt wurde, aber mittlerweile nicht mehr so schlimm zu sein scheint.“