Türkei: Brics statt EU?
Die Türkei will der Wirtschaftsgemeinschaft Brics beitreten. Das sagte Außenminister Hakan Fidan bei seinem China-Besuch vergangene Woche – der ersten Peking-Reise eines hochrangigen türkischen Politikers seit zwölf Jahren. Fidan soll nun am Dienstag zu einem Treffen der Brics-Außenminister im russischen Nischni Nowgorod reisen. Kommentatoren diskutieren, was das für das Verhältnis Ankara-Brüssel bedeutet.
Ankara weiß nicht, was es will
Fidans Äußerungen passen nicht so recht zu den EU-zugewandten Aussagen anderer Regierungsmitglieder, wundert sich T24-Kolumnist Mehmet Yılmaz:
„Beim Treffen einer Denkfabrik sagte [Finanzminister Mehmet] Şimşek: 'Die EU war ein Motor des Wandels für Mittel- und Osteuropa. Eine umfassende Transformation ist einfacher, wenn man einen Anker, eine Reihe von Standards und eine Inspirationsquelle hat, und deshalb brauchen wir die EU.' ... Parallel dazu sagt Außenminister Hakan Fidan, die Brics-Gemeinschaft sei eine 'gute Alternative zur EU'. ... Bestehen wir nun auf eine EU-Mitgliedschaft oder suchen wir nach einer guten Alternative? Es scheint eine Menge Verwirrung zu geben.“
Im Westen sollte man das ernst nehmen
Diena kommentiert Fidans Ankündigung so:
„Erst die Zeit wird die wahren Pläne der Türkei in Bezug auf eine Brics-Mitgliedschaft offenbaren. Unabhängig davon zeigt die Äußerung solcher Wünsche deutlich, was die westlichen Länder zu ignorieren versuchen. Nämlich, dass Brics und andere nicht-westliche Organisationen ihren Einfluss auf globaler Ebene stetig steigern, was sie nicht nur für die Länder des globalen Südens, sondern auch für Länder, die dem Westen nahestehen, immer attraktiver macht. Eine Vogel-Strauß-Politik in diesem Zusammenhang führt nur zu einer weiteren Steigerung dieser Attraktivität.“