Österreich: Was tun zur besseren Integration?
In Österreich ist eine Debatte über Migration und Integration ausgebrochen, nachdem sich in Wien innerhalb weniger Tage eine Massenschlägerei und eine Messerstecherei ereignet hatten. Die Täter sollen aus Banden unterschiedlicher Herkunftsländer stammen. Die Presse diskutiert, wie die Gewalt eingedämmt werden kann.
Raus aus der Schockstarre!
Der Staat muss die Gewaltexzesse in den Griff kriegen, bevor sie weiter eskalieren, fordert Der Standard:
„Bislang wirkte es, als hätte die Polizei die Kontrolle verloren und würde sich an der Nase herumführen lassen. Nachvollziehbar ist diese Schockstarre nicht. Dass es zu Problemen zwischen verschiedenen Migrantengruppen kommen würde, ließ sich erwarten. In anderen europäischen Großstädten toben diese Auseinandersetzungen seit Jahren. Auch hierzulande gab es immer wieder Aufwallungen ... . Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis auch die gewaltaffinen Österreicher ohne Migrationshintergrund einsteigen und Rechtsextreme 'Bürgerwehren' bilden, um Sicherheit vorzutäuschen. Dann ist der Schlamassel perfekt.“
Schulterschluss der Politik gefragt
Die politischen Lager müssen sich zusammenraufen, um das Problem zu lösen, fordert Die Presse:
„Ein erster Bruch war die Flüchtlingskrise 2015. Seither ist es schlicht auch eine Frage der Menge, die Integration schwierig macht. Lange Zeit begleitet von einer Art Sozialromantik aufseiten der Linken. … Es geht damals wie heute offenbar um Territorien - also Parks und Straßenzüge -, um Ehre, Ethnie und Stärke. Reale Vorbilder - reich gewordene Clan-Gangster in anderen Ländern - und fiktive Vorbilder aus Film und Musik runden das ab. … Es wäre hoch an der Zeit, bei diesem Thema einen Common Sense über die politischen Lager hinweg zu finden. Um es auf eine kurze Formel zu bringen: Die Linken leugnen die Probleme nicht mehr, die Rechten machen sie nicht größer, als sie sind.“
Handeln, bevor sich Parallelgesellschaften bilden
Die Kleine Zeitung ist erschrocken über die Ergebnisse des am vergangenen Montag vorgestellten Integrationsberichts:
„Wenn es so ist, dass 40 Prozent (!) aller Kinder an Wiener Pflichtschulen als außerordentliche Schüler gewertet werden, weil sie nicht der deutschen Sprache mächtig sind, kommt das einer integrationspolitischen Bankrotterklärung gleich. Auch die meisten anderen Parameter weisen darauf hin, dass die Integration nur schleppend vorangeht, wenn nicht sogar auf der Stelle tritt. Wenn die Politik nicht bald gegensteuert, läuft Österreich Gefahr, dass sich auch hierzulande Vorstädte, Banlieues, Viertel wie in Frankreich, Belgien, Schweden herauskristallisieren, die sich von der Gesellschaft abkoppeln und zu No-Go-Areas werden. Das kann in niemandes Interesse sein.“