Crowdstrike: Was lehrt uns der IT-Ausfall?

Ein fehlerhaftes Update für die Sicherheitssoftware Crowdstrike Falcon hat ab Freitag zu einem immensen internationalen IT-Ausfall geführt. Ersten Schätzungen von Microsoft zufolge waren weltweit rund 8,5 Millionen Rechner betroffen. Zahlreiche Flüge fielen aus, Banken waren blockiert, Krankenhäuser verschoben Operationen. Während die genaue Ursache noch untersucht wird, fordern Kommentatoren Konsequenzen.

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Radio Kommersant FM (RU) /

Digitale Diversifizierung angeraten

Radio Kommersant warnt vor einem globalen Computercrash:

„Dieses Mal ging es noch glimpflich ab, aber das Geschehen nährt den Gedanken, dass die Menschheit eines sehr finsteren Tages mit Problemen konfrontiert sein könnte, die nicht durch mehrfache Computer-Neustarts gelöst werden können. Wir sind sehr eng an die Funktionsfähigkeit der uns dienenden Services gebunden und inzwischen unfähig, ohne sie auszukommen. Und das Unangenehmste ist, dass niemand mehr die Fähigkeit [zur Beherrschung der Dienste] erwirbt. Man müsste zu viel neu erlernen, um mit dem technologischen Fortschritt Schritt zu halten. Das Einzige, was bleibt, ist die Diversifizierung der uns wichtigen Dienste. Sie haben ein iPhone? Besorgen Sie sich zusätzlich ein Android. Nur für den Fall der Fälle.“

The Irish Times (IE) /

Gefahren neuer Entwicklungen ernst nehmen

The Irish Times wünscht sich eine realistische Sichtweise auf die bahnbrechenden Technologien von heute und morgen:

„Die globale Vernetzung, die durch das Internet möglich geworden ist, hat uns viele Vorteile gebracht, und man kann sich keine Welt mehr vorstellen, in der die bewusste Entscheidung getroffen werden würde, diese Entwicklung rückgängig zu machen. Aber zumindest sollten die Risiken, die diese Art der Vernetzung mit sich bringt, erkannt werden. ... Das ist jetzt besonders wichtig, denn wir starten gerade in eine weitere Phase bemerkenswerter und dramatischer Veränderungen, die durch die Einführung von Produkten und Dienstleistungen, die auf künstlicher Intelligenz basieren, vorangetrieben werden.“

The Observer (GB) /

Technologie resilienter machen

Man sollte möglichst schnell aus dem Fiasko lernen, bevor Schlimmeres passiert, mahnt The Observer:

„Wenn schon ein einziger Fehler eines einzelnen Tech-Unternehmens eine derartige Störung verursachen kann, stelle man sich vor, was ein feindlicher Akteur gezielt anrichten könnte. So wie die Pandemie uns gezwungen hat, uns mit unseren globalen Lieferketten auseinanderzusetzen, die zur Verbesserung der Effizienz aufgebaut wurden, sich aber nicht als widerstandsfähig erwiesen, so sollte dieser Crowdstrike-Fehler eine Neubewertung unserer vernetzten Welt auslösen. ... Wir sind völlig abhängig von einem komplexen Netz von Technologien, das nur wenige verstehen und das von einer Industrie geschaffen wurde, der die Folgen ihrer Schöpfungen gleichgültig zu sein scheinen.“

TVXS (GR) /

Ein gerechtes digitales Ökosystem schaffen

Die digitale Welt darf nicht den Konzernen überlassen werden, fordert TVXS:

„Der weltweite technologische Zusammenbruch vom 19. Juli 2024 erinnert uns eindringlich an die Schwächen des Kapitalismus und die Gier des Großkapitals. Indem wir öffentliches Eigentum oder öffentliche Kontrolle, strengere Regulierung und gemeinschaftsbasierte Lösungen unterstützen, können wir ein gerechteres und widerstandsfähigeres digitales Ökosystem schaffen, das den Bedürfnissen der Vielen Vorrang vor den Profiten der Wenigen einräumt. Die Zeit für Veränderungen ist jetzt gekommen; die Zukunft unserer vernetzten Welt hängt davon ab. “

Handelsblatt (DE) /

IT-Pannen müssen mehr kosten

Was nötig ist, um das Risiko in Zukunft zu minimieren, weiß das Handelsblatt:

„Geld! Das sollte ein starkes Regulativ sein, das dem Ausmaß der Ausfälle im wahrsten Sinne des Wortes Rechnung trägt. Wenn von vornherein klar ist, dass die Unternehmen für die Schäden haftbar gemacht werden, werden sie ihre internen Sicherheitsmaßnahmen verschärfen. Und wenn ihre Antwort darauf ist, sich einfach dagegen versichern zu lassen, werden die Versicherungen darauf pochen, dass sie es tun.“

Le Temps (CH) /

Kartellgesetze verschärfen

Die Politik muss den Rahmen für die Aktivität der großen Konzerne ändern, fordert Le Temps:

„Die jüngste Mega-Störung wirft auch ein Schlaglicht auf die große Abhängigkeit von einigen wenigen Akteuren. Die Cybersicherheitsbranche wird von etwa 15 Unternehmen dominiert, zu denen auch Crowdstrike gehört. Seine 29.000 Kunden haben durch einen Dominoeffekt eine nahezu weltweite Kontamination ausgelöst. Das Gewicht von Microsoft und anderen US-amerikanischen Tech-Giganten ist bekannt. Es ist nun an der Politik, die Führung zu übernehmen, um die Kartellgesetze und die internationalen Wettbewerbsregeln in der Welthandelsorganisation und anderswo zu stärken.“