Modi besucht Polen und Ukraine
Indiens Premierminister Narendra Modi ist nach einem Warschau-Besuch zu Gesprächen nach Kyjiw weitergereist. Indien pflegt gute Kontakte zum Westen sowie nach Moskau und plädiert für eine Friedenslösung des Ukrainekriegs durch Dialog, weshalb Spekulationen über eine potenzielle Vermittlerrolle Modis umgehen. Kommentatoren diskutieren pragmatische Aspekte.
Kann nicht schaden
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat keine allzu hohen Erwartungen an den Besuch Modis in der Ukraine:
„Er selbst hat sich auch nicht als 'Vermittler' zwischen dem russischen Aggressor und Kiew ins Spiel gebracht. ... Der indische Regierungschef tut einfach nur das, was er im Interesse seines Landes für geboten hält. Und dazu gehört, die Beziehungen zu Ländern in Mittel- und Osteuropa zu intensivieren. Wenn er bei dieser Gelegenheit daran erinnert wird, dass er oft und gern von Souveränität und territorialer Integrität aller Staaten spricht, kann das allerdings nicht schaden. ... Westlichen Argumenten kann sich Modi besonders aus einem Grund nicht völlig verschließen. Im Wettbewerb um Macht und Einfluss mit China braucht er westliche Unterstützung.“
Visite eines Global Players
Der ukrainische Ex-Außenminister Pawlo Klimkin erklärt in Unian, warum Modis Reise nach Kyjiw für Indien wichtig ist:
„Mit seiner Reise in die Ukraine zeigt Modi, dass er bereit ist, mit allen wichtigen Akteuren zu sprechen und dass er sich nicht nur auf eine Seite konzentriert. Indien ist groß und stark genug, um eine eigene Stimme und ein eigenes Verständnis der Dinge zu haben. Es ist ein Land, das – auch wenn es ihm schwerfällt – versucht, in die höchste Liga der Weltpolitik aufzusteigen. Dieser Besuch in der Ukraine ist ein Teil [der Strategie], allen – sowohl im Westen als auch außerhalb des Westens – zu zeigen, dass Indien bereit ist, mit allen zu kommunizieren. Das heißt nicht, dass die Inder über Nacht pro-ukrainisch werden, aber es bedeutet, dass man mit ihnen auf vernünftige Weise reden kann.“
Bestellt Indien jetzt Waffen in Warschau?
Polityka fragt sich, ob bei Modis Besuch in Polen auch Rüstungsgeschäfte besprochen wurden:
„Der Krieg in der Ukraine hat noch eine weitere Dimension. Die indische Armee hat früher viel sowjetische und russische Ausrüstung gekauft, aber jetzt produziert die russische Rüstungsindustrie hauptsächlich für die Front. Die Kämpfe haben auch den Wert russischer Waffen in Frage gestellt, und Indien steht nun vor dem Dilemma, woher es Flugzeuge, Panzer und Raketen beziehen soll. Das Land produziert vieles selbst, aber es könnte auch etwas aus Polen wollen, das viel Erfahrung mit der Modernisierung von sowjetischen Waffen hat.“