Ukraine verbietet Kirchen Verbindungen zu Moskau

Das ukrainische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, das religiösen Organisationen sämtliche Verbindungen zu Russland untersagt. Ihnen bleibt eine Frist von neun Monaten, um eventuelle Beziehungen zu kappen, sonst droht ein Verbot. Das Gesetz richtet sich in erster Linie gegen die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche, die seit 2022 formal unabhängig ist, aber weiterhin als moskau-nah gilt und nicht mit der Orthodoxen Kirche der Ukraine zu verwechseln ist.

Alle Zitate öffnen/schließen
Glavkom (UA) /

Es geht um nationale Sicherheit

Der Journalist und Parlamentsabgeordnete Mykola Knjaschyzkyj erklärt in Glavkom die Bedeutung der Gesetzesinitiative:

„Wichtig ist: Wir verbieten nicht die Religion. Die Vorwürfe, der verabschiedete Gesetzesentwurf wäre ein Angriff auf die Glaubensfreiheit in der Ukraine, säen Spaltung. Jeder kann glauben, was er will. Wir verbieten die Organisation, die zwar Russisch-Orthodoxe Kirche heißt, aber weder mit der Kirche, noch mit der Religion etwas zu tun hat. Das ist eine Struktur des FSB, die gegen den ukrainischen Staat arbeitet und die nationale Sicherheit gefährdet.“

Lwiwska Manufaktura Nowyn (UA) /

Keine erfreuliche Entwicklung

Blogger Wassyl Kurij teilt den allgemeinen Zuspruch zum Verbot in Lvivska Manufaktura Novyn nicht:

„Das gesetzliche Verbot der Moskauer Kirche durch das Parlament ist ein extremer Schritt, der nicht erfreulich ist, denn die Ukrainer hätten diese Priester schon längst aus ihren Kirchen, Dörfern, Städten und ihrem Land rausschmeißen sollen. Die Schließung der Moskauer Kirchen hätte der Wille der Mehrheit des Volkes sein sollen und nicht das Ergebnis der Quälereien im Parlament, die meines Wissens die religiösen Präferenzen einer Großzahl der Menschen im Land nicht widerspiegeln. Verbote durch die Machtorgane, durch Zwang, waren nie wirksam. Nun werden wir ganze Gemeinden von 'Märtyrern' im Untergrund haben, denn viele Menschen bleiben Anhänger der Kirche, die tötet.“

Kristeligt Dagblad (DK) /

Schwieriger Balanceakt

Kristeligt Dagblad wägt ab:

„Einerseits kann man von den Ukrainern nicht verlangen, auf das russische Kulturerbe zu verzichten, das sie geprägt hat. Man kann nicht verlangen, dass sie ihren Glauben entrussifizieren. Andererseits ist es legitim, dass die Ukraine Kanäle abschneidet, die Waffen oder andere Ressourcen transportieren, die Russlands Krieg zugutekommen – auch wenn es sich hierbei um Klöster oder Kirchen handelt. Viel hängt daher davon ab, wie das Gesetz in der Realität durchgesetzt wird. Wenn historische Verbindungen zu Russland an sich als belastend gelten, ist das nicht der richtige Weg.“

Onet.pl (PL) /

Der Papst irrt

Das Onlineportal Onet kritisiert Papst Franziskus für seine unterstützenden Worte für die Moskauer orthodoxe Kirche:

„Aus irgendeinem Grund glaubt der Papst offenbar, dass man als Geistlicher vor der Verantwortung für die Unterstützung von Kriminellen und Banditen geschützt ist, die nicht nur Ordnung und Recht, sondern vor allem menschliches Leben zerstören. Glücklicherweise ist er mit dieser Ansicht allein: Die russisch-orthodoxe Kirche ist als integraler Bestandteil der Kriegsmaschinerie des Kremls glücklicherweise bereits im Visier der Behörden, unter anderem in Estland und Tschechien.“