TV-Duell: Welche Strategie sollte Harris fahren?

Am heutigen Dienstagabend treffen erstmals die beiden Kandidaten für die US-Präsidentschaft, Kamala Harris und Donald Trump, in einer Live-Debatte im Fernsehen aufeinander. Ein erstes Duell im Juni hatte Trump noch gegen Amtsinhaber Joe Biden bestritten, ehe sich dieser aus dem Rennen zurückzog. Medien beleuchten insbesondere, wie Harris auftreten sollte.

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De Volkskrant (NL) /

Trump provozieren, bis er austickt

Dass die beiden Kandidaten einander im TV-Duell nicht unterbrechen dürfen, ist ein Nachteil für Kamala Harris, analysiert De Volkskrant:

„Den ersten Kampf hat sie bereits verloren. Harris forderte eine 'freie Debatte', in der die Kandidaten einander ins Wort fallen dürfen. Trumps Team wollte an den Regeln festhalten, die es zuvor mit Biden vereinbart hatte. ... Es hat Bidens Korsett erfolgreich durchgesetzt. ... Harris muss Trump provozieren, damit dieser aus der Haut fährt. … Je vernünftiger sie rüberkommt neben einem unbeherrschten Trump, desto besser profiliert sie sich bei den gemäßigten, zweifelnden Wählern.“

Le Figaro (FR) /

Die beiden Amerikas versöhnen

Harris sollte weiter darauf setzen, der gemäßigten republikanischen Wählerschaft die Hand zu reichen, rät USA-Experte Julien Labarre in Le Figaro:

„Die Demokraten haben die historische Gelegenheit, die politische Landschaft nachhaltig neu zu gestalten. Harris' Angebot, sich den Republikanern zu öffnen, ist seit der Wahl Obamas der erste Schritt einer Partei auf die andere zu. Wenn die Demokraten diese Neuausrichtung fortsetzen, könnten sie sich nach dem Vorbild Roosevelts eine stabile Mehrheit für die nächsten 20 Jahre sichern. ... Die Wahl im November ist eine unerwartete Chance, den Versuch zu unternehmen, zwei Amerikas, die sich heute nicht mehr mögen, wieder zusammenzubringen - auch wenn der Weg zur Versöhnung lang und schwer sein wird.“

Dagens Nyheter (SE) /

Republikaner schaufeln ihr eigenes Grab

Trump-Kritikern innerhalb der Republikanischen Partei wird das Leben schwer gemacht, beobachtet Dagens Nyheter und analysiert die Folgen:

„Bisher gilt Trumps Bauchgefühl: Die Unterstützung ist nicht nur in der Partei, sondern bei großen Teilen der US-Bevölkerung groß. Aber was aufgebaut wurde, ist eine Bewegung selbstgerechter Marionetten, die zu viel Angst vor Zurechtweisungen haben, um darüber nachzudenken, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist. Ein Preis für Fanatismus ist immer Inkompetenz. Ein Despot mit gewaltsamer Macht kann immer noch die Macht behalten, aber für eine Partei ist es verheerend. Durch die Trumpidolisierung schaufelt sich die Bewegung ihr eigenes Grab.“