EU: Weniger Schutz für den wilden Wolf?
Die Umweltminister der EU-Mitgliedsstaaten haben sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen. Die Jagd auf Wildtiere soll erleichtert werden, womit man eine langjährige Forderung von Landwirten erfüllt, Nutztiere auf der Weide besser zu schützen. Europas Presse wägt ab.
Wir ignorieren alte Wahrheiten
Pravda ärgert sich über den Beschluss:
„Der Wolf schadet nicht, im Gegenteil, er hält den Wald in Ordnung. ... Ein Überfluss an Wildtieren verursacht große Schäden in den Wäldern, und die Schweinepest tritt nur dort auf, wo es keinen Wolf gibt. Ein erkranktes Wildschwein wird leicht von einem Wolf gefangen, daher gibt es diese Krankheit dort, wo Wölfe leben, nicht. In natürlichen Wäldern hält der Wolf die Zahl der Hirsche auf einem Niveau, das die Verjüngung und Selbsterneuerung des Waldes nicht gefährdet. ... Früher wussten die Leute so etwas!“
Weidetiere schützen
Man darf die Konflikte zwischen Wolf und Mensch nicht ignorieren, mahnt Lidové noviny:
„Es wäre naiv zu glauben, dass wir den Wolf nur in Nationalparks halten können werden, dass keine Notwendigkeit besteht, Nutztiere zu schützen, und dass die gesetzliche Erleichterung des Abschusses einiger Individuen zu einer vollständigen Beseitigung des Schadens führen wird. Ebenso naiv ist es, eine feste Zahl festzulegen, die die Wolfspopulation nicht überschreiten sollte. Schließlich haben wir Erfahrungen mit den sogenannten standardisierten Bedingungen von Huftieren, bei denen diese eher virtuellen Grenzen oft nur einen Bruchteil der realen Tierzahl in der Landschaft darstellen.“
Jäger und Gejagte sind identitätsstiftend
La Opinión de Zamora glaubt, dass gelegentliche Abschüsse nicht schaden:
„Die größte Bedrohung für den Wirtschaftssektor der Beweidung ist neben den Marktschwankungen der iberische Wolf. ... Weder Landwirte, noch Jäger noch Landwirtschaftsorganisationen wollen das Raubtier kriminalisieren. Schafe sind ebenso eine Quelle des Stolzes und ein Identitätsstifter [der nordwestspanischen Region Zamora] wie der Wolf in unserem Gebirge Sierra de la Culebra. Es hat die höchste Populationsdichte in Westeuropa. Der Wildtier-Tourismus hat zur Gründung von kleinen Unternehmen geführt, die Besucher in die Dörfer locken. ... Die Erhaltung der Art ist [aber] nicht unvereinbar mit gelegentlichen Abschüssen, wie das Wachstum der Population in Kastilien und León zwischen 2012 und 2022 zeigt, wo die Art bejagt wurde.“