Großbritannien tritt Chagos-Archipel ab
Großbritannien hat sich nach jahrzehntelangem Streit vergangene Woche bereit erklärt, die Chagos-Inseln im Indischen Ozean an Mauritius zu übergeben. London behalte aber die Kontrolle über den auch von den USA genutzten Militärstützpunkt Diego Garcia, teilte der britische Außenminister David Lammy mit. Die Entscheidung löst bei Kommentatoren nicht nur Zustimmung aus.
Längst überfälliger Schritt
London hätte die Inseln schon viel früher zurückgeben sollen, meint The Independent:
„Eine der letzten 'afrikanischen' Kolonien wird friedlich befreit. Nur die spanischen Enklaven an der Nordküste Marokkos erinnern noch an das imperiale Zeitalter. Vereinfacht ausgedrückt: Das Vereinigte Königreich herrscht jetzt endlich nicht mehr über winzige Landflecken mitten im Indischen Ozean. ... Es handelt sich um die längst überfällige Beseitigung einer Anomalie. Nach internationalem Recht – oder zumindest nach den UN-Konventionen – hätten die Inseln 1965, als Mauritius noch eine Kronkolonie war, niemals aus dessen Territorium herausgelöst werden dürfen, als Gegenleistung für die 1968 gewährte volle Unabhängigkeit.“
Ein Geschenk an unsere Feinde
Über einen schweren geostrategischen Fehler klagt The Daily Telegraph:
„Es handelt sich um einen wichtigen Stützpunkt für die Überwachung militärischer Entwicklungen im Weltraum. Und die Rolle bei der Unterstützung von Unterwasseroperationen könnte in künftigen Konflikten von entscheidender Bedeutung sein. Die Zeiten der friedlichen Globalisierung und des friedlichen Wachstums sind vorbei. China, Russland und ihre Stellvertreter arbeiten daran, den von den USA angeführten globalen Status quo umzustoßen. ... Eine wahrgenommene Schwächung einer wichtigen westlichen Position im strategischen maritimen Raum ist ein Geschenk an unsere Feinde und ein Grund zur Sorge für unsere Verbündeten.“