Tories: Neustart mit neuer Parteivorsitzenden?

Die konservative Partei in Großbritannien hat die ehemalige Handelsministerin Kemi Badenoch zu ihrer neuen Parteivorsitzenden gewählt. Badenoch ist damit die erste schwarze Vorsitzende einer großen britischen Partei. Sie gilt als Vertreterin des rechten Flügels der Tories. Kommentatoren bewerten die Wahl sehr unterschiedlich.

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The Guardian (GB) /

Größtenteils Relikt aus der Vergangenheit

Badenochs Wahl markiert keinen progressiven Auftakt, mahnt The Guardian:

„Ihr bemerkenswerter Aufstieg ist ein weiteres Indiz dafür, dass die britische Politik begonnen hat, die moderne multikulturelle Realität widerzuspiegeln. In den meisten anderen Aspekten ist Badenoch aber ein Relikt der Vergangenheit. Sie hat ihre Version des althergebrachten Tory-Glaubens gepredigt und die schlimmste Niederlage der Konservativen in der Neuzeit darauf zurückgeführt, dass diese 'rechts geredet, aber links regiert' hätten. Die Vorstellung, dass die Wähler sich nach ihrer Vision eines Kleinstaats, eines Niedrigsteuerlandes und eines deregulierten Großbritanniens sehnen und sich abgewendet hätten, weil dies nicht verwirklicht wurde, ist auffallend unüberzeugend. ... Es deutet eher auf Verleugnung als auf Erneuerung hin.“

The Spectator (GB) /

Würdige Thatcher-Erbin

The Spectator ist zufrieden mit der Wahl:

„Dass sie schwarz ist, ist nicht das wichtigste Merkmal Badenochs. Wie Thatcher stammt sie aus der Mittelschicht und ist die Tochter von Akademikern. Wie Thatcher studierte sie ein anspruchsvolles Studienfach an der Universität (Computersystemtechnik) und kam später im Leben zur politischen und wirtschaftlichen Theorie, nachdem sie zuvor die reale Welt des Privatsektors kennengelernt hatte. Wie Thatcher ist Badenoch eine Unterstützerin des Freihandels in einer Welt der Zölle ... Ein Land, das auf Abwegen ist, braucht eine Führungspersönlichkeit mit Überzeugung. Wir können von Glück reden, dass wir sie haben.“