Bücher überfordern Schwedens Studenten
Lehrende der angesehenen Universität Lund in Südschweden haben sich gegenüber der Zeitung Sydsvenskan besorgt über die sinkende Lesekompetenz ihrer Studierenden geäußert. Selbst Spitzenstudenten sähen sich vielfach nicht in der Lage, längere Texte und Bücher zu lesen. Die Landespresse geht auf Ursachenforschung.
Von Kindheit an geschont
Expressen sieht ein Symptom für familiäre Überbehütung und ein Versagen des Schulsystems:
„[Der amerikanische Psychologe] Jonathan Haidt, aktuell mit dem Buch 'Generation Angst', glaubt, dass die Generation Z zweifach betroffen ist – vom Bildschirmterror sowie von einer überfürsorglichen Erwachsenenwelt, die den Kindern die Flügel gestutzt hat. ... Nachdem sie schon in der Grundschule nichts gelernt haben, werden sie durch die weiterführende Schule geschleppt und bekommen in allen Fächern die Höchstnote. Schließlich beginnen sie ein Jura- oder Zahnmedizinstudium, ohne ein Buch lesen zu können. ... An allen Hochschulen wären verpflichtende Lese- und Schreibtests erforderlich. ... Hier darf es keine Kompromisse geben.“
Studieren ist ein Denksport-Marathon
Die Studierenden sind allzu sehr in der digitalen Welt gefangen, mutmaßt Sydsvenskan:
„Der Sinn einer Universitätsausbildung ist es nicht, künstliche Intelligenz um die Lösung von Puzzles zu bitten, sondern eigene Fertigkeiten zu trainieren. ... Ganz abgesehen davon, wie gut oder schlecht entsprechende KI-Tools sind, müssen Studenten die vorgegebene Literatur lesen, um das selbständige Bewerten und Reflektieren von Texten zu üben. Denken, zweifeln und eigene Ansichten hinterfragen – das ist, wie der Aufklärungsphilosoph Voltaire schon 1767 schrieb, kein 'angenehmer Zustand'. Aber eine Abkürzung zur Aufklärung gibt es nicht. Dass es für gute Ergebnisse Zeit und Anstrengung braucht, sollte an der Uni genauso selbstverständlich sein wie im Fitnessstudio.“