Wahl im Kosovo: Kurti braucht jetzt Partner

Bei der Parlamentswahl im Kosovo ist die bisherige Regierungspartei zwar mit knapp 42 Prozent wieder stärkste Kraft geworden, hat aber die absolute Mehrheit verloren. Der links-nationale Premier Albin Kurti dürfte nun auf Koalitionspartner angewiesen sein. Zwei bürgerliche Parteien kamen auf je etwa 20 Prozent. Die Republik, die sich 2008 für von Serbien unabhängig erklärt hat, strebt eine EU-Mitgliedschaft an.

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Dnevnik (SI) /

Sieg trotz schwacher Bilanz

Albin Kurti siegte nicht aufgrund seiner Leistungen, sondern weil seine Konkurrenten die Wähler nicht überzeugen, analysiert Dnevnik:

„Offenbar ist ein großer Teil der Bevölkerung den Alternativen [zu Kurti] gegenüber noch skeptischer oder ihnen ist alles egal, wie die traditionell niedrige Wahlbeteiligung von knapp über vierzig Prozent zeigt. Andernfalls hätte Kurti, dessen bisherige Regierung als erste eine volle Amtszeit im unabhängigen Kosovo absolvierte, einen weitaus höheren Preis dafür bezahlen müssen, dass Kosovo weiterhin eines der ärmsten Länder Europas ist (den Daten des vergangenen Jahres zufolge das drittärmste nach der Ukraine und Georgien), als 'nur' einen Rückgang der Zustimmungswerte um acht Prozentpunkte.“

Corriere della Sera (IT) /

Mit der Alleinherrschaft ist Schluss

Kurtis Rechnung ist nicht aufgegangen, freut sich Corriere della Sera:

„Albin Kurti hatte zu einem 'historischen Referendum' über seine Leistung als Premier aufgerufen: entweder mit mir oder gegen mich. Die Wähler haben sich noch einmal für ihn entschieden, aber seine hyperalbanische Partei Vetëvendosje! (Selbstbestimmung) hat keine absolute Mehrheit mehr, und dieses Mal wird er nicht allein gegen alle regieren können. … Kurti wird wieder Premier werden, weil seine ganze nationalistische und gauchistische [linksradikale] Rhetorik immer noch funktioniert. Ebenso wie der Traum von einem Großalbanien im Verbund mit Tirana und die Unversöhnlichkeit mit den Serben. Aber diese vier Jahre mit hoher Arbeitslosigkeit haben ihre Spuren hinterlassen.“

The Guardian (GB) /

Versöhnliche Töne anschlagen

Das Wahlergebnis ist eine Chance für den Kosovo und die EU, glaubt The Guardian:

„Die Aussicht auf eine neue Koalitionsregierung in Pristina eröffnet die Möglichkeit eines weniger kompromisslosen und pragmatischeren Ansatzes. Die beiden großen Oppositionsparteien haben mit der Notwendigkeit geworben, die Beziehungen zu den westlichen Partnern zu verbessern, und die Angst vor einer Isolierung des Kosovo in einer gefährlichen geopolitischen Phase war eines der Hauptthemen bei den Wahlen. Wenn es der neuen Regierung Kurti gelingt, die manchmal schrille nationalistische Rhetorik zu überwinden und Brüssel und Washington wieder auf ihre Seite zu ziehen, wäre das ganz im Interesse des Kosovo.“