Proteste in Serbien: Polizei prügelt auf Studierende ein

In Serbien werden die Studentenproteste gegen die Regierung von Aleksandar Vučić schärfer – ebenso wie die Reaktion der Staatsmacht: Gegen Blockaden von Fernsehsendern in Belgrad und Novi Sad ging die Polizei mit Schlagstöcken vor. Bisher war die seit November anhaltende Protestwelle weitgehend friedlich verlaufen. Die Medien beurteilen angesichts der Eskalation die politische Lage im Land.

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Vreme (RS) /

Vučić zeigt sein wahres Gesicht

Die Polizeiknüppel sind erst der Anfang, befürchtet Vreme:

„Die Regierung macht Ernst gegen die Studentenproteste und das Aufbegehren der Bürger. ... Vučić kündigte Gewalt, Massenverhaftungen und Strafverfolgung wegen versuchten Stürzens der Verfassungsordnung an, wofür mehrjährige Haftstrafen vorgesehen sind. Er verstellt sich nicht mehr, zeigt keine Geduld oder Verständnis mehr – das Regime hat die Maske fallengelassen, denn um den Widerstand der Bürger und das in die Poren der Macht der Regierungspartei sickernde Aufbegehren einzudämmen, hilft nichts anderes mehr. Man greift auf Einschüchterung und Androhung von roher Gewalt zurück. ... Die Zivilcourage Serbiens steht wieder einmal vor einer großen Prüfung.“

Jutarnji list (HR) /

Keine Angst vor Ächtung

Aleksandar Vučić muss sich trotz der Polizeigewalt keine Sorgen um sein internationales Ansehen machen, konstatiert Jutarnji list:

„Die Europäische Union toleriert alle seine Eskapaden, und letzte Woche telefonierte er mit Wladimir Putin und bekam natürlich die Unterstützung des Kreml. Wieso auch nicht, wenn Putin all seine Kritiker umbringt und Vučić sie, bisher zumindest, lediglich verprügelt. Im Gegenzug versprach er, nach Moskau zu kommen – zum ersten Mal seit November 2021 – um an den Feiern zum 80. Jahrestag des Sieges über die Nazis teilzunehmen. Und am Dienstag landete Donald Trump Jr. in Belgrad – sicherlich nicht um die Studenten zu unterstützen.“