Kos mit Flüchtlingsaufnahme überfordert
In der Flüchtlingskrise rückt in diesen Tagen die griechische Insel Kos in den Fokus. Dort hat sich die Situation dramatisch zugespitzt, Neuankömmlinge werden nun zum Teil auf einer Fähre im Hafen untergebracht. Kommentatoren werten Kos als Beleg für das Scheitern der europäischen Asylpolitik und diskutieren, wie den Herkunftsländern der Flüchtlinge geholfen werden kann.
Ankunftsländer stehen vor höllischem Dilemma
Das Chaos bei der Aufnahme von Flüchtlingen auf der griechischen Insel Kos offenbart das Scheitern der europäischen Asylpolitik, urteilt die christlich-soziale Tageszeitung Trouw: "Es ist ein höllisches Dilemma für die griechische Regierung: Nach den heutigen europäischen Asylregeln lohnt es sich, den Asylsuchenden so wenig anfängliche Hilfe wie möglich zu bieten, sie sogar fast krepieren zu lassen. Dann nämlich werden sie schnell nach Nordeuropa weiterreisen, was sowieso die meisten planen. Hier rächt sich der große Systemfehler der europäischen Asylpolitik: Noch immer sind die Ankunftsländer finanziell für die Unterbringung und die Registrierung der Asylsuchenden verantwortlich. ... Der Süden von Europa muss die größten Lasten tragen. Das führt zum zynischen Umgang mit Menschen aus Kriegsgebieten. Man muss sich endlich zu Vereinbarungen über die erste Nothilfe durchringen, die der Realität gerecht werden - und zwar sehr schnell."
Keiner versucht, den Krieg in Syrien zu beenden
Flüchtlinge werden solange nach Europa kommen, wie die Ursachen ihrer Flucht nicht beseitigt werden, doch dafür scheint sich die Weltgemeinschaft kaum zu interessieren, kritisiert die liberale Tageszeitung Kurier: "Mehr als vier Jahre tobt der Krieg bereits in Syrien. Und mehr als vier Jahre lang gab es keine einzige ernsthafte internationale Initiative, den Wahnsinn zu stoppen. Syrische Flüchtlinge, so viel ist sicher, werden so lange nach Europa kommen, so lange der Krieg nicht endet. Österreich kann nicht viel Druck machen, die EU in ihrer Gesamtheit schon ein wenig mehr. Aber hallo? Lebt die Uno eigentlich noch? Oder der Weltpolizist USA - oder gar die Führung in Moskau? Die Idee vom peace-making, sie wurde offenbar vergraben unter einem Berg von Sonderinteressen, die USA, Russland, Saudi-Arabien, Türkei und der Iran jeweils in Syrien verfolgen."
Europa muss Fluchtgründe auf dem Balkan angehen
Wenn Europa die Bedingungen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge verbessern will, kann es direkt vor der Haustür damit anfangen, appelliert die wirtschaftsliberale Hospodářské noviny: "Roma beispielsweise bekommen im Kosovo keine Chance auf ein menschenwürdiges Leben und werden schikaniert, weil sie Roma sind. Wenn eine Roma-Mutter sagt, dass Kinder von Roma und von Albanern dort auf lange Sicht nicht zusammen spielen werden, ist das aussagekräftiger als alle Berichte der EU-Kommission. Die EU wird nur schwerlich schnell und effektiv in Afrika oder Syrien eingreifen können - doch auf dem Balkan könnte sie dies tun. Denn schließlich handelt es sich dort um Staaten, die ihr angehören, wie Rumänien, oder die sich ihr annähern, wie Albanien, Kosovo, Mazedonien oder Serbien. … Präsident Zeman sagt, man muss in den Ländern helfen, aus denen die Flüchtlinge kommen. Dazu muss man nicht bis nach Afrika schauen."