Syrien-Gespräche in Wien
In Wien beginnt eine neue Runde internationaler Gespräche über eine Lösung des Syrien-Konflikts. Erstmals mit am Tisch sitzt am heutigen Freitag der Iran, der neben Russland als wichtigster Unterstützer des Assad-Regimes gilt. Angesichts der gegensätzlichen Interessen der Akteure ist keine schnelle Einigung zu erwarten, prophezeien einige Kommentatoren. Andere glauben, dass der Krieg in Syrien allein mit dem Einsatz von Bodentruppen zu beenden ist.
Weg zur Lösung wird lang und steinig
Eine schnelle Einigung wird es nicht geben, erklärt die liberale Tageszeitung Der Bund mit Blick auf die Interessen der unterschiedlichen Akteure im Syrien-Konflikt: "In einer Nachkriegsordnung, die Syriens Demografie spiegelt mit ihrer grossen Mehrheit sunnitischer Muslime, werden weder der Iran noch Russland ihre Interessen berücksichtigt finden. Für den Iran ist Syrien das Hinterland der Hizbollah, über das Waffen für den Kampf gegen Israel nach Libanon gelangen. Für Russland ist es politischer Partner und Waffenkäufer. ... Für die überwiegend sunnitischen Rebellen ist jede Ordnung inakzeptabel, in der Assads Regime erhalten bleibt. Sie sehen den Krieg als Auseinandersetzung zwischen den islamischen Glaubensrichtungen und fühlen sich darin bestärkt durch die Rolle der schiitischen Führungsmacht Iran und nun auch das Eingreifen Russlands. Die Amerikaner haben nicht den Einfluss, um eine Mehrheit der Rebellen in einen Frieden zu zwingen. Die Golfstaaten unter Führung Saudiarabiens haben daran kein Interesse. ... Der Weg aus der Hölle wird lang und steinig werden."
Allein Putin scheint etwas erreichen zu können
Dem Westen fehlt eine konkrete Strategie für Syrien, bedauert die konservative Tageszeitung Le Figaro und setzt ihre Hoffnung in den russischen Präsidenten: "Die Rückkehr Teherans auf die diplomatische Bühne darf in ihrer Bedeutung sicherlich nicht unterschätzt werden. Doch wären die Kräfteverhältnisse ausgeglichener, könnte man sich noch mehr darüber freuen. Die Strategie der USA - und Europas in ihrem Schlepptau - ähnelt einem Vakuum. Barack Obama müsste eigentlich wissen, dass sein 'leadership from behind' nur mit soliden Verbündeten funktioniert - und noch nicht einmal dann. Da er Putin jedoch freie Bahn lässt, bleibt uns nur zu wünschen, dass Russland die einzige Transition erreicht, die etwas wert ist: ein Bündnis der syrischen Kräfte gegen die IS-Miliz und eine Beendigung des Bürgerkriegs, der ein ganzes Volk auf der Flucht vor dem Tod ins Exil treibt."
Syrien lässt sich nur mit Bodentruppen befrieden
Der Syrienkrieg ist nur mit Bodentruppen zu entscheiden, meint die konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Wer wirklich etwas mit militärischen Mitteln verändern will, der muss letztlich Soldaten ins Land schicken. Die Frage ist allenfalls, wann und wie viele. In den heutigen asymmetrischen Kriegen, in denen man Freund und Feind äußerlich kaum unterscheiden kann, sind auch präzise Luftschläge ohne Unterstützung am Boden kaum möglich. Und mit Drohnen lässt sich kein Land befrieden. Klar ist aber auch, dass insbesondere Staaten, für die Leben und Würde jedes Einzelnen ganz oben stehen, die Verluste scheuen, die mit solchen Einsätzen verbunden sind. ... Eine Befriedung des Landes - wann auch immer - wird letztlich nur mit dem Volk und ohne Diktator gelingen. Daran muss auch Deutschland größtes Interesse haben, dessen Soldaten in Deutschland Unterkünfte und Verpflegung für die Flüchtlinge aus Syrien bereitstellen."