Neuer Terroranschlag in Istanbul
In Istanbul sind beim dritten großen Anschlag innerhalb eines halben Jahres am Dienstag mindestens elf Menschen gestorben. Präsident Recep Tayyip Erdoğan machte die PKK verantwortlich. Doch letztlich hat er die Terrorwelle in der Türkei selbst verschuldet, bemerken Kommentatoren.
Erdoğan hängt bereits am Strick
Indem er sich mit den Großmächten anlegt und im eigenen Land Krieg führt, steuert Erdoğan in sein eigenes Verderben, meint die Tageszeitung Standart:
„Die aktuellen Entwicklungen in der Türkei sind das zwangsläufige Ergebnis der Außen- und Innenpolitik von Recep Tayyip Erdoğan. … Die Ereignisse überschlagen sich und das deutet darauf hin, dass Erdoğan am Ende ist. Er ist mit allen Schlüsselmächten im Nahen Osten in Konflikt geraten. Nur mit China und Bulgarien pflegt Ankara noch ein gutes, anständiges Verhältnis. … Längst aber steckt die Türkei in einem Konflikt mit Syrien, dem Irak, Russland und besonders mit den USA. Im Innern wird ein Bürgerkrieg gegen die Kurden geführt, was die dramatische Lage, in der sich Erdoğan befindet, nur verschlimmert. Er hängt bereits am Strick, und indem er sich windet, zieht er den Knoten nur noch fester zu.“
Unterstützung der Kurdenpartei hilft nur PKK
Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die PKK für den Anschlag verantwortlich gemacht. Deren politischer Arm ist die kurdennahe Partei HDP und die steht jetzt vor einem Fiasko, meint die regierungstreue Tageszeitung Star:
„Die Kurden unterstützten die HDP wegen der Möglichkeit, die PKK politisch zu einer Niederlegung der Waffen zu bewegen. Diese Unterstützung sah die PKK als Legitimation für ihre eigene Macht. ... Das kurdische Volk hat mittlerweile begriffen, dass seine Unterstützung für die HDP nicht ihm selbst, sondern bloß der PKK dient. ... Wir reden hier von einem Terrorapparat, der mit 80 Abgeordneten im Parlament vertreten ist, mit der PKK eins geworden ist und seine Identität als politische Partei verloren hat. ... Der Terror selbst wird in der Türkei natürlich eines Tages ein Ende haben, aber diesen Verrat werden wir weder vergessen noch wird er straffrei bleiben.“
Türken sind enttäuscht und kaum mehr erreichbar
Heimgesucht vom Terror fühlt sich die Türkei mehr als zuvor allein gelassen, analysiert der Tages-Anzeiger:
„[B]ei vielen Türken [hat sich] in letzter Zeit der Eindruck festgesetzt, ein Anschlag in Paris schmerze Europa weit mehr als ein Anschlag in Istanbul. Diese Wahrnehmung fügt sich in ein komplexeres Bild - das einer grossen Enttäuschung. ... Erdoğan versteht es, dieses Gefühl der Enttäuschung für sich einzusetzen. Er kennt es gut. Als er sein Land in den Anfangsjahren seiner Regierungszeit an die EU heranführte, honorierte das in Europa niemand. Auch Merkel bestand damals darauf, die Türkei auf Distanz zu halten. Jetzt, wo sie in der Flüchtlingskrise um die Hilfe der Türkei kämpft, scheint das Land kaum mehr erreichbar zu sein. Alles hat sich in der Türkei verändert.“
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