Verschärft Rumänien sein Homoehe-Verbot?
In Rumänien sind gleichgeschlechtliche Ehen per Gesetz untersagt. Dass dieses Verbot sogar in der Verfassung verankert werden soll, fordern drei Millionen Rumänen in einer Petition, die eine Kirchenorganisation initiiert hat. Nun muss das Parlament entscheiden, ob es in dieser Frage ein Referendum geben soll. So begleitet die rumänische Presse die Debatte:
Petition spiegelt soziale Probleme wider
Mit ihrer Unterschrift für das Referendum bringen die Menschen ihren Unmut über soziale Probleme zum Ausdruck, glaubt Politikexperte Vladimir Bortun auf dem Blogportal Voxpublica:
„Vermutlich leiden diese drei Millionen Menschen an ernsthaften Problemen, doch der Fakt, dass sie eine Initiative unterzeichnet haben, die sozial-wirtschaftlich völlig irrelevant für sie ist, beweist nicht nur den sozialen Konservatismus eines bedeutenden Teils der Bevölkerung, sondern auch das Fehlen einer sozialen Bewegung oder politischen Kraft, die gegen Armut, Ungleichheit und Perspektivlosigkeit in diesem Land kämpft. Die 'Koalition für die Familie' [Organisatoren der Petition] profitiert damit von der Unzufriedenheit der Bevölkerung - einer Unzufriedenheit, die nun in eine reaktionäre Haltung gegenüber einer Gruppe umschlägt, die gesellschaftlich eh bereits marginalisiert ist.“
Von der Kampagne der Kirchen lernen
Das Parlament sollte sich jetzt so entschlossen zeigen wie die Initiatoren der Kampagne, heißt es beim TV-Sender Digi 24:
„Die Orthodoxe Kirche hat Priester mobilisiert, die nötigen Unterschriften einzusammeln, an ihre Spitze stellte sich Patriarch Daniel. … Nach nur fünf Monaten und der Unterstützung der Initiative durch mehrere christliche Konfessionen, beweisen drei Millionen Unterschriften, welche institutionelle Autorität die Kirche hat. Die Parteien sollten sich ein Beispiel an den Kirchen nehmen, die im Hinblick auf die Mobilisierungskraft jede dieser Parteien übertreffen. Keine Partei und keine politische Formation haben eine solche Effizienz und einen solchen Einfluss auf die Gesellschaft. Es wird sich nun zeigen, ob sich die Parteien ins Schlepptau der Rumänisch-Orthodoxen Kirche nehmen lassen oder unabhängig agieren.“
Ehe hat mit Eros nichts zu tun
Die Ehe war nie dazu gedacht, romantischen Liebesbeziehungen zu dienen, erklärt Deutsche Welle Rumänien und meint, dass die LGBT-Community für ein falsches Ideal kämpft:
„Der Kampfgeist der LGBT-Gemeinschaft beschwört immer, dass die Liebe und ihre Stärke grenzenlos seien. ... Sicher ist das so. Alle großen Texte der universellen Kulturen erzählen von der überbordenden Kraft der Liebe, über die Kraft von Eros, die alle Grenzen und Verbote überwindet. Doch die Ehe als Institution, so wie sie zunächst im Judentum der Antike und später im Christentum eingeführt wurde, folgt nicht dem Gesetz von Eros, im Gegenteil: Man wollte dieser eigensinnigen Gottheit etwas entgegensetzen. ... Unser Problem ist, dass Eros zum einzigen Auswahlkriterium geworden ist und eine Vernunftehe uns das Schrecklichste auf Erden erscheint. Wenn Millionen Frauen und Männer in der westlichen Welt so denken, dann fühlen sich Homosexuelle zu Recht diskriminiert. Doch sie täuschen sich, ebenso wie die Millionen heterosexuellen Männer und Frauen, die meinen, dass Leidenschaft das Fundament der Ehe bilden sollte.“