Amnesty prangert Folter in Syrien an
In Gefängnissen des syrischen Regimes sind seit Beginn des Bürgerkriegs vor fünf Jahren Tausende Häftlinge grausam misshandelt und zu Tode gefoltert worden. Das wirft Amnesty International in einem aktuellen Bericht Damaskus vor. Der Bericht ist ein starker Appell an das Weltgewissen, loben Kommentatoren, bezweifeln jedoch, dass er zu einem Umdenken führt.
Mit Assad wird es niemals Frieden geben
Der Bericht wird in Europa und den USA wohl kaum ein Umdenken bewirken, fürchtet Deutschlandradio Kultur:
„Präsident Bashar al-Assad will den Krieg gegen die eigene Bevölkerung nicht beenden. Er will keine Opposition – weder bewaffnete noch unbewaffnete. Wer aufbegehrt, wird per se als Terrorist gebrandmarkt und bekriegt, oder verschwindet in einem Gefängnis. ... Die USA sowie die europäischen Staaten sagen, dass sie Assad loswerden wollen, aber ernsthaft etwas dafür tun wollen sie nicht. Von Anfang an hatten sie Angst. ... Der Assad-Clan steht nicht für einen säkularen Staat, in dem die vielen religiösen und ethnischen Gruppen des Landes friedlich zusammenleben! Vielleicht schafft der Amnesty-Bericht es ja, zumindest genau das den Assad-Verteidigern und Putin-Verstehern, die es auch in Deutschland gibt, klar zu machen.“
Appell an das Weltgewissen
Eine Reaktion der Vereinten Nationen fordert angesichts der Schreckensnachrichten aus syrischen Gefängnissen La Vanguardia:
„Die erniedrigende Art, mit der Häftlinge in Syrien behandelt werden, bricht nicht nur deren Würde, was an sich schon ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist. Hier geht es um ideologische Säuberung. ... Dieser Befund versetzt uns in gewisser Weise in die Konzentrationslager der Nazis zurück. Damals hörte den Berichten der Häftlinge, die aus diesen Todeshöhlen geflohen waren, kaum jemand zu. Heute darf das nicht so sein. Amnesty International hat schon mehrmals auf die Zustände in Assads Gefängnissen aufmerksam gemacht. Doch diesmal sind die Zeugnisse der Überlebenden so eindrücklich und genau, dass sie ein Appell an das Weltgewissen sind. Die Vereinten Nationen müssen eine Untersuchungskommission einberufen, notfalls gegen das Veto der Russen. Der Krieg in Syrien und der Kampf gegen die IS-Terrormiliz dürfen uns nicht dazu verleiten, den Blick abzuwenden, wie wir das vor 70 Jahren getan haben.“