Was bedeutet die Bayer-Monsanto-Fusion?
Bayer hat den US-Saatguthersteller Monsanto für 59 Milliarden Euro übernommen. Das deutsche Chemie-Unternehmen steigt damit zum größten Agrochemie-Konzern der Welt auf. Journalisten fürchten, dass die marktüberragende Stellung des Giganten negative Auswirkungen auf die globale Nahrungsmittelproduktion haben wird.
Mit unserem Essen geht es bergab
Mit der Fusion der beiden Konzerne wird sich die Lebensmittelproduktion weltweit weiter in die falsche Richtung entwickeln, klagt L'Obs:
„Das Glück der Aktionäre klingt wie in diesem Fall wie das Unglück aller anderen: das der Landwirte, der Verbraucher und unseres Planeten (somit das der Menschheit allgemein)! … Enormer Wasserverbrauch, schädliche oder gar krebserregende Pflanzenschutzmittel (wie das Glyphosat aus dem Hause Monsanto), Tierquälerei, geschmackloses Essen, dramatische Klimabilanz von Lebensmitteln, die einmal um die Erde reisen, bevor sie auf Ihrem Teller landen. ... Die verheerenden Auswirkungen der Agrarindustrie sind seit Langem bekannt, werden jedoch nicht korrigiert! Und die neuen Marktführer werden sich stärker als je zuvor darum bemühen, jegliche Infragestellung zu verhindern.“
Agrar-Konzerne übernehmen Weltherrschaft
Die Fusion von Bayer und Monsanto, die dritte zweier Saatgutriesen innerhalb kurzer Zeit, hat nach Ansicht der Wiener Zeitung schwere Nachteile für die Landwirte:
„Die Bauern werden weltweit Saatgut bei diesen drei Konzernen kaufen müssen, das leider so gezüchtet ist, dass nur das im selben Konzern erhältliche Pflanzenschutzmittel Schädlingsbefall bekämpft. Die eigene Vermehrung von Saatgut wird den meisten Bauern untersagt werden, da es Patente auf Grundnahrungsmittel gibt - die natürlich dem dreiteiligen Agro-Industriellen-Komplex gehören. ... Derartige Oligopole tendieren langfristig dazu, ihre üppigen Marktanteile abzusichern. Auf der Strecke bleibt dabei oft jene Innovation, etwas völlig Neues anzupacken. Zudem können sie die Preise nach Belieben steuern. Eine solche Marktkonzentration in einem grundlegenden Bereich wie der Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln kann daher nicht im allgemeinen Interesse liegen.“
Gentechnik nicht verteufeln
Die Übernahme des stark kritisierten Konzerns Monsanto durch Bayer sollte als Gelegenheit für eine Debatte über Gentechnik genutzt werden, in der deren Vorteile nicht unter den Tisch fallen, rät Les Echos:
„Gewiss, der exzessive Rückgriff auf intensive Landwirtschaft hat Schäden verursacht und es muss gleichzeitig über die Entwicklung alternativer Landwirtschaftsmodelle nachgedacht werden. Warum sollte man es sich jedoch im Namen einer fast mystischen Denkweise verkneifen, die möglichen Vorteile von Saatgut, das weniger Wasser oder Pestizide erfordert, nicht wenigstens zu analysieren? Einige würden uns gerne eine permanente Vorsichtshaltung aufzwingen, die mindestens ebenso verheerend ist, wie die exzessive Anwendung von Unkrautvernichtungsmitteln. Die Übernahme von Monsanto durch Bayer sollte als Gelegenheit für eine entspannte Debatte genutzt werden, nicht für eine öffentliche Hinrichtung ohne den geringsten Prozess.“