Bericht wirft Cameron Fehler in Libyenkrieg vor
Der Auswärtige Ausschuss des Unterhauses hat in einem Bericht dem früheren britischen Premier Cameron Versagen im Libyenkrieg 2011 vorgeworfen. Demnach gründete die britische Militärstrategie auf Fehleinschätzungen. Auch dieser Fall verdeutlicht die Kurzsichtigkeit Camerons, kritisieren einige Kommentatoren. Andere loben Großbritanniens erneuten Willen zur Aufarbeitung zweifelhafter Interventionen.
Kurzsichtigkeit war Camerons großes Manko
Nicht nur im Fall Libyen richtete der britische Ex-Premier mit einer nicht durchdachten Politik schweren Schaden an, klagt The Guardian:
„Der Bericht fügt sich sehr gut in das Bild, das Historiker vermutlich von Cameron zeichnen werden. Dass er hoffnungslos kurzsichtig war, zu oft nur im Affekt handelte und das gerade Notwendige tat, um sich aus einer misslichen Lage zu befreien, aber niemals die Dinge gründlich durchdachte. Im Durcheinander der britischen Tagespolitik schadete dieser Zugang oft nicht, er nützte Cameron sogar. Es machte ihn beweglich. Doch als es um Leben oder Tod ging, war dieser Ansatz ein fataler Fehler. Doch so schwerwiegend der Fall Libyen auch ist, er wird es nicht sein, der sein Vermächtnis bestimmt. Das wird stets der Brexit und Camerons Entscheidung sein, bei einem so wichtigen Thema wie der britischen EU-Mitgliedschaft mit höchstem Risiko zu pokern.“
Britische Selbstkritik ist vorbildlich
Dass die britische Demokratie ihre Politiker zur Rechenschaft zieht, ist mustergültig, lobt La Vanguardia:
„Misst man die Reife einer Gesellschaft an ihrer Fähigkeit, die eigene Gegenwart und unmittelbare Vergangenheit selbstkritisch zu beurteilen, darf die britische Gesellschaft zweifelsohne als Vorbild gelten. Erst im vergangenen Juli war es der Bericht von Sir John Chilcot, der Ex-Premier Tony Blair heftig für den Irakkrieg 2003 kritisierte. ... Jetzt bringt ein weiterer Bericht, diesmal der gestern veröffentlichte Bericht des Parlamentsausschusses für Außenpolitik über die Libyen-Invasion 2011, David Cameron in arge Bedrängnis.“