Meinungsumfragen sind nur gute Unterhaltung
Meinungsumfragen sind selten ernst zu nehmen, meint Kaleva mit Blick auf die US-Wahl:
„Das Scheitern der Umfragen in den USA wurde damit erklärt, dass für Trump viele gestimmt haben, die bei den Umfragen nicht ihre Meinung sagen wollten. Sich als Trump-Wähler zu offenbaren, war vielleicht gesellschaftlich weniger akzeptabel als sich als Clinton-Anhänger zu bezeichnen. … 2011 kam in Finnland der Erdrutschsieg der populistischen Partei Die Finnen ebenso überraschend. … Die Misserfolge [der Umfrageinstitute] haben dazu geführt, dass sie verschiedene Korrekturfaktoren verwenden, um die Aussagekraft der Umfragen zu verbessern. Manchmal können sie die Genauigkeit der Prognosen erhöhen, sie können aber auch zu einem noch schlechteren Ergebnis führen. … Im besten Fall bieten die Umfragen ein für die Entscheidungsfindung nützliches Stimmungsbild der Bürger. Oft ist aber ihr Unterhaltungswert höher als ihre wirkliche Bedeutung.“
Journalisten wollten Wahrheit nicht sehen
Unter Journalisten war das Erstaunen über das Ergebnis der US-Wahl groß. Dies liegt an der Parteilichkeit der Medien, analysiert Le Temps:
„In einem Land, in dem jedes Lager die Hälfte der Stimmen erhält, schreibt sich die Mehrheit der Medien nur einer Seite zu. … Die Medien behaupten zurecht, für die Demokratie unerlässlich zu sein. Doch wie ist dies mit der Tatsache vereinbar, dass sie nur die Hälfte der Meinungen vertreten? Dieses Ungleichgewicht hat zwei Phänomene hervorgebracht: Das eine ist die Abwendung des Publikums von klassischen Informationsquellen, die unweigerlich ihre Kundschaft verlieren. Es informiert sich zunehmend im Internet, das zwar deutlich weniger zuverlässig, dafür aber vielfältiger ist. Das andere ist ein Anstieg des Populismus. Denn das [von jeglichen Zwängen] 'befreite Wort' ist nichts anderes als eine Reaktion auf die Äußerungen des Establishments, das ganze Bevölkerungsgruppen, die sich zum Teil wirtschaftlich und sozial benachteiligt fühlen, kaum Aufmerksamkeit entgegenbringt.“