Türkei im Griff des Terrors
Bei einem neuen Anschlag in der Türkei sind am Samstag in Kayseri mindestens 14 Soldaten getötet worden. Ankara macht die PKK dafür verantwortlich. Seit dem Wiederaufflammen 2015 hat der Kurdenkonflikt nach Einschätzung der NGO International Crisis Group 2.400 Opfer gefordert. Kommentatoren bedauern, dass die Demokraten in der Türkei keinen Raum mehr haben und fordern Ankara auf, sich international für eine Lösung des Konflikts einzusetzen.
Demokratische Türken und Kurden die Verlierer
Die Spirale der Gewalt zwischen kurdischen Extremisten und der türkischen Regierung macht die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander zunichte, klagt die Schriftstellerin Elif Şafak in The Guardian:
„Für Terrorismus kann es keine Entschuldigung geben. Gleichzeitig sollte die AKP-Regierung aufhören, eine rachsüchtige und spaltende Sprache zu verwenden. Der 2015 abgebrochene Friedensprozess muss wiederbelebt werden, bevor es für alle zu spät ist. Die PKK spielt ein sehr gefährliches Spiel in der Türkei. Es scheint so, als wollte sie, dass sich die Kurden - auch die unpolitischen - in den großen türkischen Städten unwohl fühlen und dass sich die beiden Völker immer weiter voneinander entfernen. Von einer derartigen Polarisierung werden die Hardliner auf beiden Seiten profitieren. Demokratische Türken und Kurden wiederum finden sich eingepfercht zwischen den Extremen. Sie sind nicht fähig, sich dem ultranationalistischen Wahnsinn entgegenzustellen. Sie sind nicht fähig zu atmen.“
Auch PKK verhindert Demokratie
PKK und türkische Regierung lassen keinen Raum für demokratische Politik, beobachtet Hürriyet Daily News:
„Die Strategie von Terror und Gewalt der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) legitimiert und rechtfertigt die derzeitige Sicherheitspolitik und untergräbt damit demokratische Politik. Wir müssen zugeben, dass nicht bloß die autoritäre Staats- und Regierungspolitik, sondern auch die kurdische Politik der Gewalt keinen Raum mehr für demokratische Politik in der Türkei lässt. Abgesehen von demokratischer Politik gefährden Terrorattacken, oder der 'bewaffnete Kampf' wie sie [die PKK] es nennen, den sozialen Frieden und bereiten den Weg für eine nationalistische Gegenreaktion und einen möglichen Bürgerkrieg. So wie die kurdische Aggression die Glaubwürdigkeit demokratischer Politiker und Demokraten ruiniert, so trübt der Widerwillen der Unterstützer kurdischer Rechte und Freiheiten, die Gewalt der kurdischen Politik anzuprangern, das Image von Demokraten und ihrer politischen Position noch weiter.“
Terror-Problem nur international lösbar
Der Terror der PKK kann nur mit internationaler Unterstützung bekämpft werden, appelliert die konservative Tageszeitung Karar:
„Es ist nun an der Zeit, sich mit den USA, gegen deren Unterstützung der [syrischen-kurdischen] PYD wir protestieren, mit Russland, das in Moskau der PKK ein Büro eröffnete [sic] und Europa, dessen ambivalente Haltung beim Thema Terror wir ablehnen, mit einer realistischen Tagesordnung an den Tisch zu setzen. Unser Anliegen zu erklären, mit Worten und Mechanismen des gemeinsamen Kampfes vom Tisch aufzustehen, ist derzeit die einzige wirksame Waffe gegen den PKK-Terror. Wir sind gezwungen, ihre konjunkturellen und dauerhaften Allianzen zumindest zu schwächen. ... Wenn wir den Terror im Ausland nicht mit diplomatischer und politischer Kraft bekämpfen, ist es unmöglich, im Innern eine dauerhafte Lösung zu finden. Mit anderen Worten: wir müssen unverzüglich zur Politik zurückkehren, Freunde zu gewinnen und die Zahl der Feinde zu verringern.“