Versucht Athen Journalisten zu kontrollieren?
In Griechenland streiten Regierung und Opposition um die Rettung der angeschlagenen Lambrakis Pressegruppe: Premier Tsipras kündigte neue Gesetze an, um dem Unternehmen unter die Arme zu greifen. Außerdem soll der Ex-Syriza-Abgeordnete Moulopoulos als Verwalter von Dol eingesetzt werden. Journalisten bewerten die Pläne der Regierung sehr unterschiedlich.
Tsipras' Griff nach den Medien
Die Regierung kann ihren Versuch der Einflussnahme auf die Medien kaum verbergen, kritisiert Eleftheros Typos:
„Vor ein paar Wochen bezeichnete Tsipras die Lambrakis Pressegruppe als eine 'Blase, die platzen' werde. Gestern nannte er sie ein historisches und glaubwürdiges Unternehmen. … Erst in der vergangenen Woche sagte der Premier zu Demonstranten, dass sie besser keine Zeitungen lesen sollten [weil viel Negatives berichtet wird]. Jetzt kann er uns wohl kaum davon überzeugen, dass er daran interessiert ist, diese Branche zu unterstützen, die er und andere vorher so stark diffamierten. … Das Ziel der Regierung ist, die Informationen zu kontrollieren und nicht, die Medien von unliebsamen Personen zu bereinigen. Das hat sie auch schon mit den TV-Lizenzen erfolglos versucht.“
Presselandschaft nicht so leicht zu verändern
Die Befürchtungen, dass Syriza mit den Hilfen für die angeschlagene Mediengruppe zu viel Einfluss auf deren Journalisten erhalten wird, hält Kathimerini für übertrieben:
„Die Journalisten sind keine rückgratlosen Lebewesen, die ihr Verhalten jedes Mal ändern, wenn ihr Vorsitzender wechselt. Die Tatsache, dass ein ehemaliger Abgeordneter von Syriza jetzt verantwortlich ist, die strukturellen und wirtschaftlichen Probleme der Mediengruppe zu lösen, bedeutet nicht, dass sie anfangen werden, wie in der regierungsnahen Zeitung Avgi zu schreiben. … Es sind schwierige Zeiten für die Presse und generell für die Pressefreiheit in unserem Land. Moulopoulos kann aber nicht von einem Tag auf den anderen etablierte Redaktionen in regierungsnahe Medien verwandeln.“