Erneut schwere Kämpfe in der Ostukraine
In der Ostukraine sind die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten seit vergangener Woche wieder voll entbrannt. Eigentlich gilt eine 2015 vermittelte Waffenruhe. In dem Konflikt wurden bislang rund 10.000 Menschen getötet. Was sind die Gründe für die neuerliche Eskalation im Donbass?
Europa darf Ukraine nicht alleine lassen
Das Minsker Abkommen hat seinen Sinn verloren, kommentiert Der Spiegel:
„Dass die Kämpfe in der Ostukraine jetzt wieder aufflammen, hat einen besonderen Hintergrund. Russland will mit dem neuen amerikanischen Präsidenten einen Deal für die Ukraine aushandeln, über den Kopf der Europäer hinweg. In Kiew wiederum herrscht schon seit Wochen Alarmstimmung. Das Assoziierungsabkommen mit der EU, das den Maidan auslöste, ist noch nicht ratifiziert, es könnte am Widerstand der Niederlande endgültig scheitern. Auch die Visafreiheit mit der EU wurde nicht eingeführt, obwohl Kiew alle 144 Forderungen aus Brüssel erfüllte. … Kiew fühlt sich im Stich gelassen. So wird die Front der Populisten und Radikalen gestärkt, viele wollen es nun auf eine Eskalation mit den Separatisten ankommen lassen. Eine Ukraine, die von Trumps Amerika, vielleicht aber auch von der EU alleingelassen wird, sollte man sich jedoch nicht wünschen. Sie würde ganz schnell zu einer Beute Russlands werden.“
Trump und Putin gießen Öl ins Feuer
Die Gefechte konzentrieren sich derzeit auf die Gegend um Awdijiwka, einen Vorort der Separatistenhochburg Donezk. Sowohl Russland als auch die Ukraine hatten ihre Gründe, die Situation nach dem Telefonat zwischen Trump und Putin Ende Januar bewusst eskalieren zu lassen, meint das Onlineportal Alfa:
„Falls Trumps Position härter war als vom Kreml erwartet, ist es möglich, dass Moskau die Separatisten zu aktiveren militärischen Handlungen angefeuert hat, um die Worte des Weißen Hauses zu prüfen. Genauso ist es aber möglich, dass die Vorfälle der vergangenen Woche in Awdijiwka von der Ukraine als Druckmittel genutzt wurden, damit Trump aufhört, von der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland zu reden. Nach Awdijiwka sind solche Forderungen jetzt schwieriger durchzusetzen.“