Empörung über schwedische Ministerin im Schleier
Für heftige Diskussionen in Schweden sorgen derzeit Fotos von Handelsministerin Ann Linde bei der Unterzeichnung eines Handelsabkommens in Teheran. Dass Linde entsprechend dem iranischen Gesetz einen Schleier trug, sei der selbsternannten weltweit ersten feministischen Regierung unwürdig, finden Kritiker. Schwedische Medien empfehlen jedoch eine differenziertere Sichtweise.
Klare Kante lieber zu Hause zeigen
Den Kampf für die Gleichberechtigung aller Frauen muss die Regierung sicherlich nicht an vorderster Stelle während des Besuchs einer Regierungsabordnung im Iran führen, erklärt Dagens Nyheter:
„Frauen sollen nicht gezwungen werden, ein bestimmtes Kleidungsstück zu tragen. ... So einfach ist das. Was hätte die Regierungsdelegation in Teheran also tun sollen? Mit barhäuptigen Frauen Widerstand markieren? Dann hätte es kein Abkommen, keinen Dialog gegeben. Den Gesetzen des Gastgeberlandes ist Folge zu leisten, ob einem das gefällt oder nicht. ... Es gibt aber viele andere Foren, auf denen die Regierung ihre Abscheu gegen die Geschlechterapartheid in Ländern wie dem Iran zeigen kann und muss. Auch hier zu Hause ist viel zu tun, nicht zuletzt in den sich ausbreitenden 'Vorort-Kalifaten', in denen ortsansässige Patriarchen und Fundamentalisten Frauen unterdrücken.“
Fremdenfeinde täuschen Feminismus vor
Die berechtigte Kritik an der Geschlechterapartheid im Iran nutzen rechte Kräfte nur als Deckmantel für ihren Islamhass, ist Aftonbladet überzeugt:
„Die meisten Angriffe auf Ann Linde sind nur notdürftig als feministische Kampfeslust maskiert worden. … Triebkraft scheint stattdessen der Hass auf Muslime zu sein. Die Story und die Bilder [von der Ministerin im Schleier] werden mittlerweile auch außerhalb Schwedens verbreitet und in die fiktive Geschichte von der 'Islamisierung' Westeuropas eingebaut. Es ist traurig zu sehen, wie jene fremdenfeindlichen Kräfte, die sonst vor Frauenhass nahezu überquellen, versuchen, den Feminismus als Keule zu verwenden. Das ist so unehrlich, dass es nur noch peinlich ist.“