Dürfen Litauer im Fasching Juden-Masken tragen?
In Litauen ist eine Debatte über den Fasching ausgebrochen: Einer Tradition folgend tragen dort viele Menschen Masken, die Juden darstellen sollen. Auch der Vorsitzende der Regierungspartei Bund der Bauern und Grünen warb mit dem Bild einer solchen Maske für eine Feier. Kommentatoren empören sich über diese Tradition.
Keine harmlose Verkleidung
Litauen sollte die antisemitische Tradition endlich durchbrechen, fordert das Portal 15min:
„Was bedeutet es, sich mit einer Juden-Maske zu verkleiden? Das ist nicht nur eine einfache Verkleidung. Für jeden Litauer sollte das eine Erinnerung an die Geschichte und unseren damaligen Umgang mit sogenannten Fremden sein. ... Ist nicht endlich die Zeit gekommen, Fasching ohne die dunklen Bauern- und Kolchosen-Traditionen zu feiern? Ist es nicht an der Zeit, mit dem Winter auch die Xenophobie und den Mangel an kritischem Denken zu verjagen? Das heutige Litauen sollte die Masken von Juden und Zigeunern nie wieder hervorholen und muss verstehen, dass diese Minderheiten in unserem Staat integriert sind.“
Setzt um Himmels Willen die Masken ab!
Traditionen, die andere verletzen, dürfen nicht gepflegt werden, meint auch der Philosoph und ehemalige Botschafter im Vatikan, Vytautas Ališauskas, in der Tageszeitung Lietuvos žinios:
„Die Sache ist simpel: wenn die sogenannte Tradition Juden verletzt, dann wäre es nur anständig, sie abzuschaffen. Ich habe diese Forderung vom israelischen Botschafter in diesem und im letzten Jahr gehört. Ich habe gesehen, wie meine jüdischen Freunde von den Bildern auf Facebook angeekelt waren und sich verletzt fühlten. Soll man hier noch an die Bibel erinnern, in der steht, dass man dem anderen nicht das antun sollte, was man selbst nicht erleben möchte. ... Glauben Sie wirklich, dass wenn ich eine Maske verweigere, die Juden, Zigeuner oder andere Gruppen erniedrigt, ich weniger Litauer bin? Verliere ich etwa meine Identität? Um Himmels Willen, lassen Sie es einfach.“