Baltikum: Was tun gegen die Schattenwirtschaft?
Die "Stockholm School of Economics" hat ihre aktuelle Studie zur Schattenwirtschaft im Baltikum veröffentlicht. In Lettland lag diese 2016 bei 20,3 Prozent des BIP, war aber rückläufig. In Litauen (16,5 Prozent) und in Estland (15,4 Prozent) hingegen gab es zuletzt wieder mehr Geschäfte am Fiskus vorbei. Medien aus den baltischen Ländern diskutieren, wie die Schattenwirtschaft bekämpft werden kann.
Litauens Wirtschaft liegt an der Kette
Verslo žinios zeigt sich enttäuscht von den Maßnahmen, mit denen die Regierung in Litauen die Schattenwirtschaft bekämpfen will:
„Die neue Regierung hat vor den Wahlen versprochen, dass es keine Erdbeben in der Steuerpolitik geben wird. Ein stabiles Steuersystem wünschen sich die Wirtschaft, die Investoren und auch die Bürger des Landes. Aber was hat die neue Regierung denn gemacht, damit die Wirtschaft nicht unter überflüssigen Ketten leidet, damit unsere Arbeitskraft nicht mehr zu den am stärksten besteuerten in der ganzen EU gehört? Bis jetzt hört man nur von irgendwelchem Steuer-Abrakadabra, sogenannten Reformen, die auch für die Initiatoren nicht verständlich zu sein scheinen. … Es ist klar, dass der Verstoß gegen Steuergesetze nicht nur unmoralisch, sondern auch ein Verbrechen ist, aber die Politiker müssen die Gründe dieses Phänomens begreifen. Die Lösung des Problems liegt in ihren Händen.“
Lettlands Baubranche braucht den Mindestlohn
Besonders verbreitet ist Schwarzarbeit in Lettland im Bauwesen - weshalb Baiba Fromane, Leiterin der Partnerschaft lettischer Bauunternehmer, auf Delfi klarmacht, was sich dort ändern muss:
„Wir fordern, dass, so wie es das lettische Arbeitsgesetz vorsieht, ein Vertrag zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft über Mindestlöhne in der Branche abgeschlossen wird. Das würde bedeuten, dass für alle die gleichen Spielregeln gelten und illegale Bezahlung sinnlos wäre. ... Die Einführung eines solchen Systems würde einen positiven Einfluss auf alle am Bausektor beteiligten Personen haben. Die Arbeitnehmer würden soziale Garantien erhalten, die Unternehmer erhielten eine faire Konkurrenz. Am Ende wird es vor allem Gewinner geben: Den Auftraggeber, weil er ein gutes Produkt erhält. Die Gesellschaft, weil sie sichere und hochwertige Gebäude bekommt. Und den Staat, weil er dank der Steuern zusätzliche Einnahmen erzielt.“