UN-Rede: Hat sich Lettlands Präsident blamiert?
Insbesondere in den sozialen Netzwerken diskutieren die Letten seit Tagen leidenschaftlich über die Rede von Präsident Raimonds Vējonis vor der Uno-Generalversammlung in New York. Auf viele Beobachter wirkte es so, als hätte Vējonis seine Rede dort zum ersten Mal gesehen, auch sind viele Letten über die schlechte englische Aussprache ihres Staatsoberhaupts empört. Die Presse nimmt den Präsidenten allerdings in Schutz.
Kritisieren ist immer leicht
Die Kritik am Präsidenten ist ungerecht, meint Neatkarīgā:
„Wir sollten eine Fernsehshow 'Lese besser als der Staatspräsident' organisieren! Und sie im Livestream ausstrahlen. Die Herausforderung für die Bewerber wäre, vor den Kameras, dem Publikum und der Jury ohne Stocken, mit der richtigen Intonation und ausdrucksstark eine Seite auf Englisch vorzulesen. … Garantiert wäre das nichts für Menschen mit schwachen Nerven. Wenn wir wollen, dass der Präsident unseren Ansprüchen genügt und mindestens mit einem noblen Akzent Englisch spricht, dann sollten wir Geld in professionelle Präsidentenberater investieren.“
Bedauerliche Debatte über Nebensächliches
Eigentlich sollte doch der Inhalt einer Rede entscheidend sein, gibt Latvijas avīze zu bedenken:
„Die Politiker in Indien oder Südafrika reden öfters Englisch als unser Staatspräsident, aber sie legen keinerlei Wert auf ihre Aussprache. Es gibt auch englische Vorlesungen von bedeutenden Wissenschaftlern, die ihren Zuhörern eine echte kognitive Anstrengung abverlangen. Na und? Der Inhalt ist viel wichtiger. Wenn unser Staatspräsident vor der UN-Generalversammlung etwas Wesentliches gesagt hätte, wäre seine englische Aussprache sekundär.“