Katalonien: Madrid schlägt Fake-News-Alarm
Die spanische Regierung erhebt den Vorwurf, dass mit gefälschten Nutzerprofilen in sozialen Medien und Fake News von Russland und Venezuela aus die Katalonien-Krise angeheizt wurde. So soll Stimmungsmache zugunsten der Separatisten betrieben worden sein. Für Europas Kommentatoren eine lehrreiche Affäre.
Spaniens Regierung trägt mehr Schuld als Putin
Für die spanische Regierung ist die Affäre eine willkommene Gelegenheit, vom eigenen Versagen abzulenken, beobachtet Der Bund:
„[D]ie Regierung in Madrid [macht es sich] zu einfach, wenn sie nun die Einmischung des Kremls als wichtigen Faktor für die Eskalation darstellt. Vielmehr handelt es sich um einen hausgemachten Konflikt: Premierminister Mariano Rajoy hat es schlicht versäumt, ihn rechtzeitig durch Kompromissangebote an die Adresse Barcelonas zu entschärfen. So hat also der notorische Störenfried Putin durchaus recht, wenn er erklärt, es handle sich um eine innere Angelegenheit Spaniens.“
Bürger, bleibt kritisch!
Für La Vanguardia verdeutlicht die Hacker-Affäre, wie wichtig ein kritischer Medienkonsum der Bürger ist:
„Manche glauben lieber, dass diese Vorwürfe von den vermeintlichen Opfern nur genutzt werden, um ihre wirklichen Schwächen zu vertuschen, seien es die von Hillary Clinton oder die der britischen Premierministerin etc. Diese berechtigte Debatte könnte aber ins Leere führen. Denn wenn sowohl die Einen als auch die Anderen die Fakten verbergen, bleibt der Geschädigte jeweils der Bürger. Diesen Missbrauch kann der Bürger nur verhindern, indem er sein kritisches Urteilsvermögen stärkt und alle Informationen ablehnt, die nicht durch glaubwürdige Medien geprüft und bestätigt wurden.“
Russland braucht keine Panzer mehr
Russland bedroht durch Fake News und Internettrolle die Einheit Europas, warnt De Volkskrant:
„Die europäischen Regierungen haben das Gefühl, dass folgenschwere Dinge geschehen, die sie aber nicht in den Griff bekommen. ... Trump, der für die Entfremdung zwischen Amerika und Europa sorgt, ein britischer Bruch mit der EU und Unruhe in Spanien - das alles ist ein Gewinn für Putin, der sich vorgenommen hat, das unter seinen Vorgängern verlorene Terrain wieder vom Westen zurückzugewinnen. Es muss auch sehr verlockend für ihn sein, europäische Demokratien über die sozialen Medien zu spalten. Denn dann sind diese als Modell weniger attraktiv für die russische Bevölkerung. Eigentlich macht es nichts mehr aus, wie viele Panzerdivisionen ein russischer Führer hat - er hat das Internet.“